12 Tangos – Adios Buenos Aires (DVD + Audio-CD)
D 2005
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 86 Min.
Studio: Fruitmarket Kultur und Medien GmbH
Vertrieb: Sunfilm Entertainment
Filmzine-Review vom 20.01.2007
Der argentinische Tango wird in unseren Breitengraden vordergründig mit Leidenschaft und feurigem Temperament in Verbindung gebracht. In seinem Ursprungsland drückt der Tanz jedoch häufig auch Melancholie, Traurigkeit und Verzweiflung aus.
12 Tangos – Adios Buenos Aires zeigt aber nicht nur ästhetische Tanzbilder, sondern beobachtet auch den Alltag einiger Tangueros, die in der Hauptstadt mit den Nachwirkungen des Staatsbankrotts zu kämpfen haben. Die 20-jährige Tänzerin Marcela, deren Vorfahren einst aus Europa kamen, bereitet ihre Auswanderung nach Frankreich vor, wo sie Tangolehrerin werden will. Ihr Tanzpartner, der 71-jährige Roberto, tingelte früher als Profitänzer durch die Welt, 100.000 Dollar hatte er für seinen Lebensabend zusammengespart, nach der Abwertung des Peso konnte er sich „nicht mal mehr einen Keks leisten“. Auch Yolanda sitzt auf einem Schuldenberg, den sie abarbeiten muss, um ihr Haus nicht zu verlieren. Die alleinerziehende Mutter geht dazu als Putzkraft nach Spanien, denn in Argentinien gibt es keine Arbeit, ihre 4 Kinder lässt sie allein zurück. Im Tango-Club „Catedral“ tanzt sich die gebeutelte Mittelschicht den Frust von der Seele und verleiht ihren Sehnsüchten Ausdruck. Die Krisenstimmung und Hoffnungslosigkeit der porträtierten Menschen wird durch die Schwarz-Weiß-Optik der Doku zusätzlich unterstrichen, obwohl man sich eigentlich bei Bildern aus Südamerika kräftige Farben wünschen würde. Die zwischengeschobenen 12 Tangos, die Regisseur Arne Birkenstock in voller Länge präsentiert, sollen zwar textlich an die Geschichten anknüpfen, lassen jedoch eine tatsächliche Verbindung zu den Personen vermissen.
Anhand der deutschen Untertitel lassen sich Inhalt und Aussage der einzelnen Tango-Stücke nachvollziehen, die außerdem auf einer separaten Audio-CD enthalten sind. In einem 10-minütigen Interview verrät der Regisseur Wissenswertes über die Entstehung des Films und berichtet von der Initiative einer Bremer Zuschauerin, die ihn zu einer Spendenaktion für die im Film gezeigte Yolanda anregte. Der für die südamerikanische Familie unüberwindbare Schuldenberg von 2600 Euro konnte inzwischen durch Zuschaueraufwendungen beglichen werden.
Ninas Filmwertung
Der letzte Tango in Buenos Aires: sehenswertes Tanz-, Menschen- und Stadtporträt.
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