Pur – Abenteuerland Live
D 2002
FSK: ohne Altersbegrenzung
Länge: ca. 181 Min.
Vertrieb: EMI Music
Filmzine-Review vom 20.04.2003
Pur – hinter diesem bescheidenen Namen verbirgt sich ein im Grunde genommen unfassbares Phänomen deutschen Musikguts. Ein Album nach dem nächsten bekommt Platin (manchmal schon vor der Veröffentlichung), Doppel-Platin, Dreifach-Platin, Vierfach-Platin – und man fragt sich: Wie kann das passieren? Die mehr als 100 Konzerte pro Tournee sind jedesmal restlos ausverkauft, ganze Fußballstadien füllen sich, es hagelt Preise und Auszeichnungen – doch wie erklärt sich dieser Massenwahn? Gibt es in Deutschland tatsächlich so viele verirrte Seelen, die sich freiwillig die theologischen Ergüsse anhören, die sich Hartmut Engler da zusammensingt? Die Texte der Band, die nun schon seit über zwei Jahrzehnten ihr Unwesen treibt, lesen sich wie die Unterlagen für einen Kindergottesdienst. Die unermüdlichen Weltverbesserer wettern gegen Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit, Konsumterror, singen von der Liebe und wirklich ganz, ganz guten Freunden, geben kluge Ratschläge, wie man z.B. mit Wut im Bauch umgeht („Schrei nur, schrei für Dein Recht / Und tob Dich aus zur Musik / Lauf nur, lauf um den Sieg / Und kämpf ums Glück, doch bitte tu keinem weh„) und machen dabei jeder Selbsthilfegruppe Konkurrenz. Da nützt es auch nichts, wenn Hartmut hin und wieder mal so ein jugendliches Wort wie „geil“ einstreut, zumal sich einem bei den geradezu widerlichen Wortkreationen wie „Funkelperlenaugen“ oder schwülstigen Metaphern wie „Seelen aneinander reiben“ die Fußnägel hochbiegen.
Um die Liste der Superlative noch weiter zu ergänzen, veröffentlichten Pur im November 2002 gleich 3 DVDs am selben Tag. Abenteuerland Live bietet satte drei Stunden Bildmaterial auf einer Doppel-DVD. Gezeigt wird ein ungekürzter Live-Mitschnitt eines Konzerts der Abenteuerland-Tour 1996 im Düsseldorfer Rheinstadion. Premiere erreichte damals mit der Übertragung dieses Auftritts die bisher höchsten Einschaltquoten überhaupt, 65.000 Schäfchen aller Altersgruppen folgen dem Ruf der schwäbischen Wanderprediger und füllen die ausverkaufte Arena, und es lässt sich wohl nicht leugnen, dass Pur (Hartmut noch mit Manta-Frisur und Hängeohrring) bei ihrem 140-minütigen Gig eine wahre Tour de Force hinlegen. Eine auffallend gute Kameraführung und der DTS-Sound (wahlweise auch 5.1 oder Stereo) machen das Ganze zu einem echten Live-Erlebnis. Für den ein oder anderen interessant ist sicherlich auch der Audiokommentar, bei dem Hartmut Engler Hintergründe zur Entstehung der Titel preisgibt und ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert. Vier Videos, ein Making of und ein kurzer Blick hinter die Kulissen runden das Werk ab.
Ninas Filmwertung
„Der Eintritt kostet den Verstand“ – 180 Minuten Pur wahrscheinlich auch.
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