Iris
USA | GB 2001
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 87 Min.
Studio: Miramax Films
Vertrieb: Buena Vista Home Entertainment
Filmzine-Review vom 23.04.2003
Iris Murdoch zählte zu den erfolgreichsten Schriftstellerinnen Englands. Sie starb 1999 im Alter von 79 Jahren an Alzheimer – ohne die Erinnerung, jemals Bücher geschrieben zu haben. In Iris erzählt Regisseur Richard Eyre die Geschichte ihres Lebens, ihrer Liebe und ihrer Krankheit…
Der Film basiert auf den Memoiren, die John Bayley über das Leben seiner Frau verfasste, und wechselt dabei zwischen Rückblenden in die Zeit der jungen, lebenslustigen Iris (oscarnominiert: Kate Winslet) und der Gegenwart, in der die Krankheit die gealterte Schriftstellerin (oscarnominiert: Judi Dench) zunehmend auffrisst. Die Rückblenden zeigen deutlich den Kontrast zwischen der sexuell freigeistigen Iris und dem schüchternen John, der zu Beginn ihrer Beziehung meist außen vor bleibt und ihren häufigen Partnerwechseln machtlos gegenüber steht. Doch Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an und so bleiben die beiden in all den Jahren unzertrennlich. Judi Dench stellt mit ihrer einfühlsamen Darstellung wieder einmal ihr herausragendes schauspielerisches Talent unter Beweis, sie überzeugt sowohl als geistreiche Iris, die bei einer Rede an der Universität mit strahlenden Augen ganz in ihrem Element ist, aber auch als geistig abwesende Iris, die später mit bemitleidenswerter Ahnungslosigkeit die gleiche Frage zweimal hintereinander stellt, ständig den Faden verliert oder ihren eigenen Namen nicht mehr weiß. Ihr ist es zu verdanken, dass man das Wichtigste erkennt: dass hinter dieser Krankheit immer noch ein liebenswerter Mensch steckt. Auch Jim Broadbent, der für seine Rolle als Iris‘ Ehemann mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, vermittelt dem Zuschauer auf bemerkenswerte Weise die unerschütterliche Liebe Johns, aber auch dessen Verzweiflung angesichts der unheilbaren Krankheit seiner Frau.
Nichtsdestotrotz hinterlässt der Film keinen bleibenden Eindruck, obwohl er den Zuschauer eigentlich verstören oder in irgendeiner Form bewegen sollte. Aber in den knapp 85 Minuten Spielzeit lässt sich die eigentlich erforderliche Intensität leider nicht erreichen. Der ständige Wechsel zwischen Vergangenheit (jung, fröhlich, unbeschwert) und Gegenwart (alt, vergesslich, hoffnungslos) flacht zur einer reinen Schwarz-Weiß-Malerei ab und kann einer Persönlichkeit mit derart vielen Facetten einfach nicht gerecht werden. Schade, mit etwas mehr Zeit hätte man die traurige Wandlung von Genialität zu geistiger Leere sicher eindringlicher gestalten können.
Das Bild überzeugt durch schöne Farben und einen guten Kontrast, könnte aber etwas schärfer sein. Der Ton ist hier eher Nebensache, die Dialoge werden klar wiedergegeben. Die Extras sind nicht weiter der Rede wert, die Werbung für den Soundtrack kann man sich ebenso schenken wie den zweiminütigen Abriss zur Alzheimer-Krankheit, der letztendlich auf einen Weblink führt, und auch das kurze Making of enthält in erster Linie eine Menge Filmszenen…
Ninas Filmwertung
Zu kurz geratenes Drama, das hauptsächlich von der Leistung seiner Hauptdarsteller lebt.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Jim Broadbent, Judi Dench, Kate Winslet
Musik: James Horner
Produzent(en): Robert Fox, Scott Rudin