Backyard – Im Hinterhof der Hölle
The Backyard
USA 2002
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 79 Min.
Studio: Paul Hough Entertainment
Vertrieb: epix
Filmzine-Review vom 14.07.2005
Backyard-Wrestling ist ein in Deutschland zwar durchaus existentes, jedoch (noch?) relativ wenig verbreitetes und bekanntes Phänomen. Ganz im Gegensatz zu den USA, wo die Wrestling-Szene einen wesentlich höheren Status einnimmt und die Showkämpfe diverser Ligen als Publikumsmagneten gelten. Doch was auf der Bühne lediglich einstudierte Würfe, Griffe und Stunts mit viel dramaturgischem Gebrüll sind, wird in den Hinterhöfen ländlicher Gegenden blutiger Ernst.
Für seine regietechnisch eher unprofessionelle Dokumentation Backyard – Im Hinterhof der Hölle besuchte Paul Hough Amateur-Kämpfe in verschiedenen US-Staaten und in England. Dabei hält er sich mit wertenden Kommentaren stets zurück und bezieht keine Stellung zu den gezeigten Szenen, vielmehr lässt er die oft minderjährigen Jugendlichen selbst, deren Eltern und die Zuschauer zu Wort kommen. Fast alle Kampf-Kids träumen von einer Profi-Karriere, die jedoch für die meisten ebenso unerreichbar sein dürfte wie ein IQ über 30. Ihre Waffen sind mit Stacheldraht umwickelte Baseballschläger, Neonröhren, Mausefallen, Tacker, Spiritus und Feuer. Stolz halten sie Schnittwunden, Narben und Verbrennungen in die Kamera, bevor sie von einer Trittleiter einem Freund ins Kreuz springen und in eine mit Stacheldraht und kaputten Glühbirnen gefüllte, brennende Grube schmeißen. Die Showtricks, die auch bei diesen Veranstaltungen eingesetzt werden, wie etwa das Nachhelfen mit Rasierklingen, wenn es mal nicht so richtig bluten will, machen das Ganze nicht unbedingt harmloser. Dass all dies mit dem eigentlichen Show-Wrestling nichts zu tun hat, will keiner wahrhaben. Noch unverständlicher als das hirnlose Geschwätz der Kiddies über die Faszination des Schmerzes erscheinen einem die Aussagen der Eltern, die nicht selten jubelnd Beifall klatschen. Viele sind stolz, dass ihre Kinder etwas gefunden haben, was sie wirklich gut können – dass man zum gegenseitigen Köpfe einschlagen nicht besonders talentiert sein muss, wird gern übersehen. Ein weiteres Argument ist das übliche „wenigstens nehmen sie keine Drogen und lassen ihre Aggressionen nicht an Unschuldigen aus“ – fragt sich nur, wie es überhaupt zu einer derart anomalen Gewaltbereitschaft und übermäßigem Aggressionspotenzial kommen kann.
Die Doku ist mit einem optionalen deutschen Voice-over ausgestattet und hat darüber hinaus einen Audiokommentar mit dem Regisseur und zwei Backyard-Wrestlern zu bieten. In einer längeren entfallenen Szene distanziert sich WWF-Wrestler Rob Van Dam von den hinterwäldlerischen Hinterhöflern. Die Bildqualität der Doku bewegt sich bestenfalls auf Fernsehniveau, hat häufig sogar eher Home Video-Charakter. Sowohl die englische als auch die deutsche Tonspur sind gut verständlich. Warum Voice-over und Untertitel den Kommentar eines Kids ignorieren, die Backyard-Kämpfe würden genauso viel Spaß machen wie „gay bashing“ (Verprügeln von Schwulen), bleibt fraglich.
Ninas Filmwertung
80 Minuten verständnisloses Kopfschütteln – diese Doku regt zu Diskussionen an.
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