Bad Lieutenant (Special Edition)

© Arthaus | Studiocanal

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Bad Lieutenant (Special Edition)

USA 1992

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 96 Min.

Studio: Bad Lt. Productions

Vertrieb: Arthaus | Studiocanal

Filmzine-Review vom 25.04.2012

Trotz seiner Auftritte in diversen Scorsese-Filmen feierte Harvey Keitel seinen
künstlerischen und kommerziellen Durchbruch erst Anfang der 90er. Auf einmal spielte

Keitel in Blockbustern (Thelma und Louise) und Arthouse-Hits (Das Piano)

mit und verhalf einem gewissen Quentin Tarantino zum Regie-Debut. Das bis heute
unübertroffene Highlight ist aber ohne Frage seine unvergessliche Performance in Abel
Ferraras Bad Lieutenant. In der radikalen Charakterstudie spielt Keitel die

namenlose Titelfigur, einen moralisch bankrotten New Yorker Cop im permanenten

Drogenrausch. Der Plot gibt nicht viel her, vielmehr begleitet der Zuschauer den Bad

Lieutenant auf dessen selbstzerstörerischem Trip. Und der hat sich gewaschen: Der

Polizist, vordergründig ein Familienvater mit Häuschen in den Suburbs, lässt

Beweismaterial mitgehen, dealt, konsumiert Koks und Crack oder verbringt seine Freizeit

mit Prostituierten. In einer der schockierendsten Szenen hält er wegen einer Lappalie

zwei minderjährige Mädchen an und lässt diese erst nach einer sexuellen Demütigung wieder
laufen. Starker Tobak also und doch gibt es für den LT (wie er von seinen Kollegen

genannt wird) noch eine Art Erlösung: Eine Begegnung mit einer vergewaltigten Nonne, die

ihren Tätern verzeiht, hinterlässt den Cop zutiefst erschüttert. Bad Lieutenant

ist nicht nur für Harvey Keitel ein Karriere-Highlight, sondern auch für Regisseur Abel

Ferrara. Nach dem ähnlich beeindruckenden King of New York stand der in der Bronx

geborene Filmemacher mit diesem Werk auf dem Zenit seines Schaffens. Kaum einem anderen

Regisseur (mit Ausnahme von Scorsese) ist es besser gelungen, die hässlichen und

abgründigen Seiten New Yorks so realistisch einzufangen. Schade, dass Ferraras Filme im

Laufe der Zeit immer obskurer geworden sind.

Die Blu-ray-Premiere dieses kleinen Kultfilms bietet einige hervorragende Extras,

beispielsweise ein dreiteiliges Making of mit dem gewohnt exzentrischen und ziemlich

zersauselten Abel Ferrara. Wer den Film übrigens zum ersten Mal nach längerer Zeit

wiedersieht, wird sehr wahrscheinlich den Rap-Song \“Signifying Rapper\“ von Schooly D

vermissen, der in der ursprünglichen Version mehfach auftaucht. Nach einer Klage von Led

Zeppelin musste der Titel leider entfernt werden, stattdessen verwendet Regisseur Ferrara

nun einen selbstkomponierten Song.

 

Marcs Filmwertung

Harte und beklemmende Charakterstudie mit einem brillanten Harvey Keitel.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
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Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Studiocanal kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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