Drive
Drive
USA 2011
FSK: ab 18 Jahren
Länge: ca. 101 Min.
Studio: Bold Films
Vertrieb: Universum Film
Filmzine-Review vom 03.07.2012
Tagsüber arbeitet Driver (Ryan Gosling) entweder als Mechaniker in einer kleinen KFZ-Werkstatt oder aber als Stuntman bei Hollywoodproduktionen. Für den besonderen Kick lässt er sich nachts als Fluchtfahrer bei Einbrüchen und Überfällen engagieren. Aber der wortkarge Einzelgänger zeigt auch Schwächen: Zunächst entwickelt er eine besondere Fürsorge für seine neue Nachbarin Irene (Carey Mulligan) und ihren kleinen Sohn. Als Irenes Mann Standard (Oscar Isaac) aus dem Gefängnis entlassen wird und noch alte Schulden zu begleichen hat, lässt sich Driver zu einem Überfall auf ein Pfandleihgeschäft überreden. Dieser geht jedoch gründlich in die Hose und urplötzlich hat der Fluchtfahrer brutale Gangster am Hals…
Mit seiner Pusher-Trilogie, Valhalla Rising und Bronson galt der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn lange Zeit als talentierter Geheimtipp. Drive dürfte diesen Status innerhalb kürzester Zeit radikal ändern: Mit europäischer Sichtweise bringt Refn hier meisterlich Elemente des Arthouse und Mainstream zusammen und drehte mit dem in L.A. angesiedelten Neo-Noir-Thriller die wahrscheinlich durchgestylteste Produktion der jüngeren Vergangenheit. Gängige Fast and Furious-Action-Erwartungen unterläuft Drive souverän, denn bei Refns Film gibt es keine Verfolgungsjagden zum reinen Selbstzweck. Wenn Driver in den hochspannenden ersten zehn Minuten seine Qualitäten als \“Wheel Man\“ unter Beweis stellt und in jeder noch so brenzligen Situation den Überblick behält, lernt man den stoischen Protagonisten kennen, ohne dass dieser auch nur ein Wort sagen müsste. Die – zu fortgeschrittener Handlung – zweite große Verfolgungsjagd geht wiederum Hand in Hand mit seiner charakterlichen Entwicklung. Im Gegensatz zur Eröffnungssequenz verliert Driver hier zunehmend die Kontrolle. Hauptdarsteller Ryan Gosling bewirbt sich mit seinem Auftritt als neuer \“King of Cool\“, mit Streichholz im Mundwinkel und glitzernder Skorpion-Jacke macht er Leinwand-Ikonen wie Steve McQueen oder Clint Eastwood ernsthaft Konkurrenz. Die anderen Schauspieler reihen sich mühelos ein, allen voran Albert Brooks und Ron Perlman als bedrohliche Schurken und Byran Cranston in der Rolle des väterlichen Freundes. Trotz diverser Preise (u.a. Beste Regie in Cannes) wurde Drive bei der diesjährigen Oscar-Verleihung sträflich übersehen. Diese Nicht-Beachtung seitens der leicht vergreisten Academy ist schon ganz anderen Filmen passiert (z.B. Fight Club) und sollte Refn nicht weiter stören. Dank seiner ästhetischen Brillanz hat Drive ohne Frage das Zeug zum kommenden Kultfilm.
Die Blu-ray ist in technischer Hinsicht praktisch ohne größere Makel. Das Bild überzeugt auch in den vielen Nachtszenen mit einem sehr guten Detailgrad. Der HD-Sound punktet nicht nur, wenn Driver ins Gaspedal tritt, sondern auch beim druckvoll pulsierenden 80er Synthie-Soundtrack. Die Extras lassen Regisseur Nicolas Winding Refn und die gesamte Darstellerriege mehr oder weniger ausführlich zu Wort kommen. Die vier kürzeren Featurettes beschäftigten sich u.a. mit den Stunts.
Marcs Filmwertung
Intensiv, brutal, atmosphärisch und visuell überragend: Drive hat das Zeug zum Kultfilm.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Albert Brooks, Bryan Cranston, Carey Mulligan, Christina Hendricks, Oscar Isaac, Ron Perlman, Ryan Gosling
Musik: Cliff Martinez
Produzent(en): Adam Siegel, Gigi Pritzker, John Palermo, Marc Platt, Michel Litvak