Red Army – Legenden auf dem Eis
USA / Russland 2014
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 85 Min.
Studio: Gabriel Polsky Productions
Vertrieb: Universum Film
Filmzine-Review vom 23.07.2015
Wer sich in den 80er Jahren auch nur beiläufig für die Olympischen Winterspiele oder Eishockey-Weltmeisterschaften interessiert hat, der wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch an die Namen Fetissow, Makarow, Krutow, Larionow und Kassatonow erinnern. Der erste Block der Sowjetischen Nationalmannschaft gewann so ziemlich alles, was es zu gewinnen gab, und war zwei Jahre unbesiegt.
In Red Army – Legenden auf dem Eis geht der Dokumentarfilmer Gabe Polsky nicht nur ausführlich auf die sportliche Geschichte dieses einmaligen Dream Teams ein, sondern liefert nebenbei noch eine faszinierende gesellschaftliche Analyse der kriselnden Sowjetunion kurz vor Glasnost und Perestroika.
Bezugspunkt der Doku ist die Eishockeylegende Slawa Fetissow, dessen Biografie immer wieder in den Mittelpunkt gerückt wird. Anfangs erweist sich Fetissov noch als mundfauler russischer Brummbär, der sogar den Stinkefinger auspackt, doch Regisseur Polsky lässt nicht locker und ehe man sich versieht, hört man den mit etlichen Videoausschnitten untermalten Ausführungen des ehemaligen Verteidigers (und einstigen Sportministers unter Putin) gebannt zu.
Von den harten Aufnahmebedingungen beim Armeesportverein ZSKA Moskau (für den er 15 Jahre spielte), der legendären Endspiel-Pleite bei den olympischen Spielen 1980 gegen die USA, den darauffolgenden zahllosen internationalen Titelgewinnen bis zum Zerwürfnis mit Trainer-Legende Wiktor Tichonow (eindeutig der Doku-Bösewicht) und dem Wechsel in die millionenschwere amerikanische Profi-Liga NHL. In der auf individuelle Star-Power geprägten Liga hatte Fetissow dann wie die meisten seiner Landsleute große Anpassungsschwierigkeiten. Erst bei den Detroit Red Wings, mit denen Fetissow zweimal den Stanley Cup gewann, setzte man wieder auf die russische Spielweise und das Funktionieren im Kollektiv.
Da Red Army größtenteils auf Archiv-Aufnahmen zurückgreift, sollte man bei der Blu-ray bildtechnisch einige Abstriche machen. Mehr als entschädigend ist das umfangreiche Bonusmaterial, u.a. mit diversen Interviews (u.a Wladimir Krutow und Scotty Bowman) und einigen deleted Scenes. Der Audiokommentar mit Regisseur Gabe Polsky und Executive Producer Werner Herzog von der US-Version fehlt leider.
Marcs Filmwertung
Gleichermaßen mitreißende wie informative Doku über die sowjetischen 80er-Jahre-Kufencracks vor dem Hintergrund des Kalten Krieges.
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Leserwertung
Trailer
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