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Die Blechtrommel

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Die Blechtrommel (Director’s Cut & Kinofassung)

Deutschland / Frankreich / Polen /Jugoslawien 1979

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 142 Min (Kinofassung) / ca. 163 Min. (Director’s Cut)

Vertrieb: Studiocanal

Filmzine-Review vom 27.10.2020

An seinem dritten Geburtstag stürzt der 1924 in Danzig geborene Oskar Matzerath (David Bennent) eine Kellertreppe hinunter und verweigert weiteres Wachstum und Teilnahme an der Welt der Erwachsenen. Auf seiner weiß-roten Blechtrommel artikuliert „dat Oskarchen“ zum Unmut seiner Mutter (Angela Winkler) fortan seinen Protest gegen Nazis, Spießer- und Mitläufertum und lässt mit seiner schrillen, durchdringenden Stimme aus Protest auch gerne Glas zerspringen…

Volker Schlöndorffs berühmt-berüchtigte Verfilmung des Bestsellers von Günter Grass gehört längst zu den modernen Klassikern der deutschen Kinogeschichte und erhielt 1980 zahlreiche prestigeträchtige Preise, unter anderem die Goldene Palme von Cannes (zusammen mit Apocalypse Now) und einen Oscar als bester fremdsprachiger Film. Schlöndorff gelingt das seltene Kunststück, den eigenwilligen Schelmenroman trotz einiger inhaltlicher Kürzungen perfekt für die Leinwand zu adaptieren. Der Regisseur findet genau den richtigen den Ton für die Dialoge (mit Unterstützung von Grass) und findet sowohl für den sarkastischen Spott als auch die derben Obszönitäten der Vorlage große Bilder. Die faszinierende, oft grotesk anmutende Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit, die in Jugoslawien, Frankreich, Berlin und in der restaurierten Altstadt Danzigs gedreht wurde, gehört wahrscheinlich zu den besten Literaturverfilmungen überhaupt. Etliche Szenen brennen sich für immer in das Kinogedächtnis eines jeden Cineasten ein: Oskars Zeugung auf einem Kaschubischen Kartoffelacker, der Nazi-Aufmarsch, der von Oskars Trommelbegleitung aus dem Takt gebracht wird, die „zersungenen“ Reagenzgläser in der Arztpraxis, der abgetrennte Pferdekopf mit den Aalen und natürlich die Szenen mit dem Brausepulver, die bei den prüden Amis (und anderen Ländern) noch Jahre später für Verbote sorgten.

Nachdem die unter der Aufsicht von Produzent Eberhard Junkersdorf und Volker Schlöndorff neu entstandene 4K-Restaurierung bereits im Kino zu sehen war, erscheint Die Blechtrommel nun als Collectors Edition mit Kinofassung und Director’s Cut im Heimkino. Auch wenn zu beachten gilt, dass „nur“ die Kinofassung restauriert wurde, muss man sagen, dass der Film noch nie besser ausgesehen hat und sämtliche ältere Versionen und Fassungen (auch die US Criterion Collection) mühelos in den Schatten stellt. Für einen ersten informativen Überblick zur Blechtrommel lohnen sich die Produktionsnotizen mit Volker Schlöndorff, der für seinen Welterfolg auch 40 Jahre später noch Feuer und Flamme ist.

 

Blu-ray Extras – Kinofassung (Digital restauriert in 4K, 142 min):

    • Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte
    • Produktionsnotizen zu „Die Blechtrommel“: Interview mit Volker Schlöndorff (19 min)
    • Trailer zum Film
    • Trailer zu 2 weiteren Titeln
    • 56-seitiges Booklet

Blu-ray Extras – Director’s Cut (163 min):

    • „Die Blechtrommel“ – Erinnerungen von Volker Schlöndorff (20 min)
    • Nikos Perakis über „Die Blechtrommel“ (13 min)
    • Interview mit Eberhard Junkersdorf (25 min)
    • Volker Schlöndorff über den Director’s Cut (13 min)
    • Aufnahmen von der Synchronisation (4 min)
    • Storyboards
    • 4 Fotogalerien
    • Trailer zum Film
    • Trailer zu 8 weiteren Titeln

 

Marcs Filmwertung

Ein Geniestreich des deutschen Kinos, der dank beeindruckender 4K-Restaurierung noch nie besser aussah.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
Beste Serie aller Zeiten: The Wire

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