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Reality – Wahrheit hat ihren Preis

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Reality – Wahrheit hat ihren Preis

Reality

USA 2023

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 83 Min.

Vertrieb: Plaion Pictures

VÖ-Datum: 25.04.2024

Filmzine-Review vom 23.04.2024

Im Juni 2017 wird Reality Winner (Sydney Sweeney), eine 25-jährige Übersetzerin für die US Air Force und den US-Geheimdienst NSA, vor ihrem Haus in Georgia vom FBI aufgesucht. Man habe einen Durchsuchungsbefehl für Haus, Auto und Smartphone. Reality zeigt sich kooperativ, stellt keine Fragen, darf gerade einmal noch dafür sorgen, dass Hund und Katze nicht abhauen, aber ansonsten keine ihrer Sachen mehr berühren und möglichst keine falsche Bewegung machen. Die beiden Agenten Garrick und Taylor verwickeln sie in ein zunächst banales Gespräch, bevor sie in einem ungenutzten Raum hinter der Küche schließlich das Verhör durchführen. Reality soll geheime Dokumente über Russlands Einmischung in die US-Präsidentschaftswahlen an eine News-Website geleakt haben…

Für ihr Regiedebüt verfolgt Tina Satter ein ungewöhnliches, aber ungemein effektives Konzept: Sämtliche Dialoge in Reality – Wahrheit hat ihren Preis beruhen komplett und ausschließlich auf dem Tonband-Mitschnitt jenes Nachmittags. Nichts wurde geschönt, gestrafft oder dramatisiert. Banale Smalltalk-Passagen über das Wetter, die Wohngegend, Hunde und Crossfit sind ebenso dabei wie unvollendete Sätze, Versprecher und Pausen. Die Verhör“taktik“, soweit man sie als solche bezeichnen kann, wirkt mitunter seltsam unbeholfen – nicht so, wie man sich ein FBI-Verhör vorstellt. Dabei klafft eine gewisse Schere zwischen der vorgeblich verständnisvollen Art der Agenten („Hey, über ein Versehen können wir doch reden“) und der unterschwellig bedrohlichen Art, wie sich die Männer der zierlichen Frau gegenüber verhalten, als könne diese jeden Moment gemeingefährlich werden. Alle Beteiligten füllen das Skript dabei mit Leben, allen voran natürlich Nachwuchstalent Sydney Sweeney (Euphoria, White Lotus), die im Laufe der rund 80 Minuten in sich zusammenfällt, als ihr Leben zusehends aus den Fugen gerät, und deren Gesicht in jeder Minute noch viel mehr aussagt als alle ihre Worte es jemals könnten. Die geschwärzten Stellen im Protokoll übersetzt die Regisseurin visuell in so etwas wie Glitches in der Matrix und findet so einen originellen Ersatz für die sonst üblichen Piepser. Trotz der bühnenhaften Inszenierung mit dem leeren Raum, in dem sich drei Personen unterhalten, wird es nie langweilig, sondern bleibt von der ersten bis zur letzten Minute hochinteressant und spannend. Tatsächlich brachte Tina Satter das Stück zunächst fürs Theater (unter dem Titel „Is this a room?“) heraus. In den US-Medien schlug der Vorfall hohe Wellen. Wer hierzulande die Geschichte noch nicht kennt, ist nach Reality – Wahrheit hat ihren Preis bestens im Bilde. In einem kurzen Making-of-Clip der HBO-Produktion kommt auch die echte Reality Winner zu Wort.

Die Whistleblowerin, die anscheinend als Quelle von der News-Website nur unzureichend geschützt wurde, wird zu 5 Jahren Haft verurteilt, die härteste Strafe bisher für ein Vergehen dieser Art. Nach vier Jahren kommt sie frei und steht noch bis Ende 2024 unter Bewährung.

 

Extras:

    • Making-of-Clip (4 min)
    • Dt. und Originaltrailer zum Film
    • Trailer zu 3 weiteren Titeln
    • Wendecover

 

Ninas Filmwertung

Originelle filmische Umsetzung eines wahren Whistleblower-Falls, die ausschließlich Original-Dialoge verwendet.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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