A Girl Walks Home Alone at Night
USA 2014
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 100 Min.
Studio: Say Ahh Productions
Vertrieb: Capelight Pictures
Filmzine-Review vom 29.08.2015
Wenn es Nacht wird in Bad City, tummeln sich allerlei finstere Gestalten auf den Straßen der gottverlassenen Stadt. Dealer, Prostituierte, Kriminelle – und ein skateboardfahrendes Vampir-Mädchen, gehüllt in einen Tschador. Sie ist das selbsternannte Säuberungskommando, das die Stadt vor dem Untergang bewahren will und es auf Männer abgesehen hat, die Frauen schlecht behandeln. Eines Nachts lernt sie Arash kennen, der eine ganz andere Seite an ihr hervorbringt…
„Don’t judge a book by its cover“, sagt man ja, und das lässt sich natürlich auch auf Filme übetragen. Aber mal ehrlich – ist das Cover von A Girl Walks Home Alone at Night nicht umwerfend schön? Auf jeden Fall ist es ein Hingucker. Und dann noch dieser bezaubernde Titel, der klingt wie der wunderschöne Beginn einer Gruselgeschichte. Das Mädchen in dieser Geschichte ist aber keineswegs das Opfer, sondern das Mädchen ist ein geheimnisvoller Vampir mit Skateboard. Unter ihrem (einem Vampirumhang natürlich nicht unähnlichen) schwarzen Tschador, mit dem sie in die Nacht eintaucht und von ihr verschluckt wird, trägt sie einen Ringelpulli. Ihr Revier ist die Geisterstadt Bad City, irgendwo im Nirgendwo. Vor den Toren der Stadt, gleich neben dem Massengrab, pumpen die Öltürme unermüdlich das schwarze Gold. Pechschwarz sieht es auch in den Seelen der Bevölkerung aus, sie sind ebenso einsam und verlassen wie ihre Heimatstadt. Das Panoptikum der umherirrenden Streuner erinnert an die melancholische Welt eines Aki Kaurismäki oder Jim Jarmusch – letzterer Vergleich liegt ohnehin schon nahe, war doch sein poetisch betitelter Only Lovers Left Alive ebenfalls ein überaus ungewöhnlicher Vampirfilm mit Einsamkeitsthematik und noch dazu in Schwarzweiß! Die stark abstrahierte und kontrastreiche Optik von A Girl… mit sattem Schwarz und harten Schatten lässt an die Graphic Novel-Verfilmung Sin City denken, auch die Namensähnlichkeit des Schauplatzes ist wohl nicht zufällig. Als Vorlage diente im Übrigen die von der Regisseurin Ana Lily Amirpour selbst verfasste Graphic Novel. Die iranischstämmige Britin will ihr Werk als Vampir-Spaghetti-Western verstanden wissen. In jedem Fall ist A Girl Walks Home Alone at Night ein an Filmzitaten reiches Kunstwerk – gleichermaßen künstlerisch und künstlich – das mehr auf Atmosphäre und die Wirkung einzelner Momente als auf Handlung setzt. Das mag für einige zu wenig und zu langweilig sein, aber wer sich auf ein ruhiges Erzähltempo einlassen kann, kann sich voll und ganz fallenlassen, in die schwarzweiße Welt der verlorenen Seelen.
In vielen Kinos lief der Film, in dem eh kaum gesprochen wird, auf Farsi mit deutschen Untertiteln – für den Heimkinomarkt ist die deutsche Synchro mit an Bord. Wirklich sehenswert sind die entfallenen Szenen mit noch mehr großartigen und poetischen Momenten.
Ninas Filmwertung
Kunstvoller, melancholischer Beitrag zum Vampir-Genre, der dank seiner Optik und seiner dichten Atmosphäre lange im Gedächtnis bleibt.
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Leserwertung
Trailer
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Cast & Crew
Schauspieler: Arash Marandi, Marshall Manesh, Sheila Vand
Musik: Johnny Jewel
Produzent(en): Ana Lily Amirpour, Justin Begnaud, Sina Sayyah