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Belle de Jour

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Belle De Jour – Schöne des Tages

Frankreich 1967

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 100 Min.

Studio: Five Film, Paris Film Production

Vertrieb: Studiocanal

Filmzine-Review vom 28.09.2017

An der Oberfläche führt Severine (Catherine Deneuve) eine glückliche Ehe mit einem erfolgreichen Arzt (Jean Sorel). Tatsächlich leidet die junge Frau unter masochistisch-erotischen Tagträumen und traumatischen Kindheitserinnerungen. Als sie von einem Freund der Familie (Micel Piccoli) per Zufall die Adresse eines Bordells erhält, kann Severine der Versuchung nicht widerstehen. Im Etablissement von Madame Anais beginnt sie unter dem Namen „Belle de jour“ eine zweite Existenz als Prostituierte…

Als Surrealist schrieb der spanische Regisseur Luis Buñuel zusammen mit Salvador Dalí schon Ende der 1920er mit dem legendären Kurzfilm Ein andalusischer Hund (mit dem Rasierklingenschnitt durch das Auge) Geschichte. Anfang der 60er kehrte Buñuel aus dem mexikanischen Exil nach Europa zurück und drehte eine Reihe von Filmen, die traditionelle erzählerische Regeln bewusst außer Acht ließen. Bekannt ist er für seine oft giftigen Gesellschaftsbilder des wohlhabenden Bürgertums (Der diskrete Charme der Bourgeoisie, Das obskure Objekt der Begierde), doch sein berühmtestes und erfolgreichstes Werk bleibt Belle de Jour – Schöne des Tages mit der damals 23-jährigen Catherine Deneuve in der Hauptrolle der gelangweilten Ehefrau mit verhängnisvollem Doppelleben. Als kühle Blondine, unter deren bildhübschem Aussehen Abgründe schlummern, machte Deneuve schon in Polanskis Ekel auf sich aufmerksam, in Belle de Jour hat sie dieses unverwechselbare Image noch einmal zementiert. Der Erzählstil bleibt kühl und nüchtern und verzichtet auf reinen Voyeurismus, stattdessen lässt Buñuel in den zunehmend diffusen Fantasien immer wieder seine surrealistischen Wurzeln aufblitzen und unterhält dabei mit provokanter Schärfe.

Großes Kompliment an Studiocanal: Die restaurierte 4K-Fassung lässt den Skandalfilm aus den 60ern in neuem Glanz erstrahlen und stellt sogar die bisher weltweit beste Veröffentlichung der amerikanischen Criterion-Edelschmiede locker in den Schatten. Besonders bei den hochklassigen Extras werden keine Wünsche offen gelassen. Neben ausführlichen Interviews mit Drehbuchschreiber Jean-Claude Carrière und Enkelsohn Diego Buñuel kommt der Meisterregisseur in der Doku „Das letzte Drehbuch – Erinnerungen an Luis Buñuel“ in Spielfilmlänge ausführlich zu Wort. Eine Psychoanalyse der Hauptfigur liefert ein Interview mit Sextherapeut Sylvain Mimoun. Auch äußerlich macht die 50th Anniversary Edition mit Booklet und Postkarten-Set einiges her.

 

Marcs Filmwertung

Fantastische Restauration des einstigen Skandalfilms von Luis Buñuel mit Catherine Deneuve als gelangweilte Ehefrau mit verhängnisvollem Doppelleben.

Marc

Marc

Cineast bis in die Haarspitzen. Anything goes außer Schweiger & Schweighöfer und Bollywood. Regie-Lieblinge: Fincher, Mann, Scorsese, Coppola, Lynch, die Coens, Tarantino, Cameron, De Palma, P.T. & Wes Anderson, Spielberg.
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Cast & Crew

Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Studiocanal kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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