Das Leben der Anderen

© Buena Vista Home Entertainment

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Das Leben der Anderen

D 2006

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 137 Min.

Studio: Arte | BR

Vertrieb: Buena Vista Home Entertainment

Filmzine-Review vom 13.01.2007

Ostberlin, Mitte der 80er Jahre: Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) soll die vorgebliche Linientreue des Theaterdramatikers und Schriftstellers Georg Dreymann (Sebastian Koch) und dessen Freundin, der Schauspielerin Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck), überprüfen. Der Auftraggeber Minister Hempf ist heimlich mit der Aktrice liiert und möchte seinen Nebenbuhler nur zu gern aus dem Weg schaffen. Wiesler, ein treuer und kompromissloser Diener des Sozialismus und Verfechter des Bewacherstaats verwanzt die Wohnung und richtet auf dem Dachboden eine Abhörzentrale ein, von wo aus das Paar rund um die Uhr überwacht und jedes noch so nichtige Ereignis kleinlichst protokolliert wird. Noch ahnt er nicht, dass es für ihn allmählich immer schwieriger werden wird, die Distanz zu seinen Überwachungsobjekten zu wahren…

Von der Berlinale unverständlicherweise abgelehnt, konnte Florian Henckel von Donnersmarck für sein herausragendes Regiedebüt Das Leben der Anderen bis heute über 20 Preise in Empfang nehmen – vielleicht wird in ein paar Wochen auch der Oscar für den besten fremdsprachigen Film dazu kommen. Nachdem bereits mehrere Komödien den Lebensstil in der DDR zwischen Puhdys und Spreewaldgurken nostalgisierten, nahm sich der Nachwuchsregisseur eines ernsteren Themas und wichtigen Kapitels der deutschen Geschichte an. Die fiktive Story bezieht ihre Authentizität sowohl aus ausgezeichnet recherchierten Verfahrensabläufen, detailgetreuen Kulissen und Ausstattung als auch in erster Linie aus den glaubwürdigen Leistungen sämtlicher Hauptdarsteller. Ulrich Mühe, mit leerem Blick und starrer Miene, vollzieht unter den riesigen Kopfhörern eine eindrucksvolle Wandlung. Für den Zuschauer führt der Stasi-Funktionär kein Privatleben – um so faszinierter ist er vom Leben der anderen, von den intellektuellen Diskussionen und dem Alltag im Künstlermilieu, in das er nun Einblick bekommt. Zunehmend entfernt er sich innerlich von seinem geliebten System und seinen Idealen, beginnt mit kleinen Manipulationen des Überwachungsprotokolls Einfluss auf die Abhöraktion zu nehmen und wird damit zum Beschützer des Paares. Der stille Held, der für sein Handeln weder Dank noch Lob noch Anerkennung erfahren kann, bleibt einem noch lange im Gedächtnis und lässt an das Gute im Menschen glauben.

Die DVD hat gleich zwei Audiokommentare zu bieten – einen mit dem Regisseur und einen mit Hauptdarsteller Ulrich Mühe. Beide haben so viel zu erzählen, dass sie sich wohl den Kommentar nicht teilen konnten; Florian Henckel von Donnersmarck kommentiert außerdem noch ein paar zusätzliche Szenen. Darüber hinaus liegt der gesamte Film als Hörfilmfassung für Sehbehinderte vor.

 

Ninas Filmwertung

Intelligentes, dichtes Drama – der wohl wichtigste deutsche Film der letzten Jahre.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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