Der Geschmack von Rost und Knochen
De rouille et d’os
Frankreich 2012
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 12 Min.
Studio: France 2 Cinema
Vertrieb: Universum Film
Filmzine-Review vom 27.07.2013
Orca-Trainerin Stéphanie (Marion Cotillard) wird bei einem Unfall so schwer verletzt, dass ihr beide Beine amputiert werden müssen. Der alleinerziehende Vater Alain (Matthias Schoenaerts) kommt mit seinem Sohn bei seiner Schwester in Südfrankreich unter, wo er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Die Wege der beiden kreuzen sich zufällig. Zwischen dem ungleichen Paar entwickelt sich eine Freundschaft und beide erkennen irgendwann, dass sie einander brauchen…
Der Geschmack von Rost und Knochen ist das, was man im Mund spürt, wenn man einen kräftigen Faustschlag auf selbigen versetzt bekommt – eine Anspielung auf die illegalen Boxwettkämpfe, mit denen Alain das schnelle Geld machen will. Dass die zierliche Stéphanie von dieser Szene nicht abgestoßen wird, sondern Alain im Gegenteil noch unterstützt, ist auf den ersten Blick überraschend. Doch sie scheint zu spüren, dass jemand, der diese rohe Form der Körperlichkeit ausübt, sie nicht permanent bemitleiden wird, sondern sie fordert und aus der Reserve lockt. Bis Alain wiederum merkt, wie wichtig Stéphanie in seinem Leben geworden ist, dauert es naturgemäß etwas länger. Er macht so ziemlich alles falsch, was man nur verbocken kann, und wacht erst auf, als es fast zu spät ist. Sein Zusammenbruch ist einer von vielen emotionalen Momenten des französischen Dramas, das erstaunlicherweise mit keiner Oscar-Nominierung bedacht wurde. Dabei klingt die Geschichte auf den ersten Blick nach hervorragend geeignetem Oscar-Material. Doch De rouille et d’os ist kein klischeebeladenes Psychomelodram, sondern ein ehrlicher, schonungsloser Film über zwei Menschen, die eigentlich sehr mit sich selbst beschäftigt sind und mit ihren eigenen Rückschlägen zu kämpfen haben, die sich dann aber allen Widrigkeiten zum Trotz gegenseitig Kraft und Halt geben. Jacques Audiard landete bereits 2009 mit Ein Prophet einen brutal-realistischen Knastfilm, ähnlich ungeschönt geht es auch hier zu, wobei es Audiard an mehreren Stellen immer wieder gelingt, unkonventionelle Wege einzuschlagen. Mit Cotillard und Schoenaerts hat er zwei unprätentiöse Charakterdarsteller an der Spitze, die den Film mühelos tragen und in ihren Figuren aufgehen.
Völlig zurecht widmet sich ein Bonusfeature den Special Effects um die amputierten Beine, deren Echtheit man nicht eine Sekunde bezweifelt, hier haben die Techniker Großartiges geleistet. Schade nur, dass der unkommentierte Beitrag eine denkbar kurze Laufzeit hat.
Ninas Filmwertung
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Céline Sallette, Marion Cotillard, Matthias Schoenaerts
Musik: Alexandre Desplat
Produzent(en): Martine Cassinelli, Pascal Caucheteux, Jacques Audiard