Die fetten Jahre sind vorbei (Special Edition, 2 DVDs)

© Universum Film

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Die fetten Jahre sind vorbei (Special Edition, 2 DVDs)

Österreich | D 2004

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 126 Min.

Studio: Delphi Film

Vertrieb: Universum Film

Filmzine-Review vom 07.08.2005

Die WG-Freunde Jan (Daniel Brühl) und Peter (Stipe Erceg) haben genug von sozialer Ungerechtigkeit. Um den Großverdienern in den Berliner Villenvierteln einen Denkzettel zu verpassen, brechen sie nachts in Häuser ein, um dort ein bisschen „umzuräumen“: Möbel werden übereinander getürmt, Schmuck landet im Gefrierfach, doch geklaut wird nichts. Stattdessen hinterlassenen sie Botschaften wie „Sie haben zu viel Geld“ oder „Die fetten Jahre sind vorbei“ – unterzeichnet mit „Die Erziehungsberechtigten“. Als ein Hausbesitzer Peters Freundin Jule (Julia Jentsch) und Jan bei einer ihrer nächtlichen Aktionen überrascht, werden die Erziehungsberechtigten notgedrungen zu Entführern…

Nach Das weiße Rauschen ist Die fetten Jahre sind vorbei bereits die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Hans Weingartner und Hauptdarsteller Daniel Brühl, die auch international Beachtung fand. Mit seiner interessanten Kombination aus Entführungsgeschichte, Dreiecksbeziehung und Globalisierungskritik mag Weingartner in punkto Schwarz-Weiß-Darstellung ein bisschen übers Ziel hinausschießen, doch dass es ihm und den engagierten Protagonisten ernst ist, wird immer wieder deutlich. Die Gespräche der drei mit ihrem Entführungsopfer Hardenberg (Burghart Klaußner) auf einer österreichischen Alm gehen zwar nicht übermäßig in die Tiefe, aber alle Darsteller leben ihre Figuren förmlich, wobei auch die Digitalkamera zum dokumentarischen und realistischen Anspruch beiträgt. Die Dialoge klingen wie aus dem Leben gegriffen, jeder der Darsteller wirkt absolut ehrlich und mühelos glaubwürdig. Großes Lob gilt der enormen Ausdrucksstärke der Gestik und Mimik von Stipe Erceg. Und Daniel Brühl kämpft als Jan sichtlich mit einem schlechten Gewissen – nicht nur weil ihm die Entführung zu schaffen macht, sondern auch, weil er sich in die Freundin seines besten Freundes verliebt hat. Trotz der langen Laufzeit von guten zwei Stunden mit teilweise recht wenig Handlung, kommt keine Langeweile auf – zu sehr vermögen einen die Diskussionen zu fesseln, zu sehr ist man auf den Ausgang der Geschichte gespannt.

Universum veröffentlicht den Film zeitgleich auf einer Single-Disc-Version, aber auch auf einer Doppel-Deluxe-Edition. Diese hat nicht nur zwei Audiokommentare mit dem Regisseur und der Drehbuchautorin zu bieten, sondern auch eine Bonus-DVD mit diversen Extras, darunter 20 Deleted Scenes. Ganz unterhaltsam sind dabei die Improvisationen und Lockerungsübungen der Schauspieler.

 

Ninas Filmwertung

Ehrliche Milieu- und Charakterstudie mit Nachwuchsdarstellern, die man sich merken sollte.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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