Die purpurnen Flüsse
Les Rivières pourpres
Frankreich 2000
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 102 Min.
Studio: Studio Canal | Tobis
Vertrieb: BMG Video
Filmzine-Review vom 07.05.2002
In der kleinen Universitätsstadt Guernon in den französischen Alpen soll Inspektor Pierre Niémans (Jean Reno) den grausamen Mord an einem Studenten aufklären. Zur gleichen Zeit wird in Sarzac das Grab eines kleinen Mädchens geschändet, das auf mysteriöse Weise ums Leben kam; Kommissar Max Kerkerian (Vincent Cassel) recherchiert. Schon bald kreuzen sich die Ermittlungen der beiden gegensätzlichen Polizisten. Es tauchen weitere Leichen auf, die auf denselben Täter schließen lassen. Alle Spuren führen zur Elite-Universität von Guernon. Dort kommen die beiden allmählich hinter das Geheimnis der purpurnen Flüsse…
Schon bei den ersten Bildern von Die purpurnen Flüsse – Nahaufnahmen einer grausam zugerichteten Leiche – wird eines klar: mit dem Mörder ist nicht zu spaßen. Sein Opfer wurde offensichtlich stundenlang bei vollem Bewusstsein gefoltert, ihm wurden die Hände abgehackt und die Augen entfernt. Auch die beiden nächsten Leichen tragen eindeutig die Handschrift desselben Täters. Alle Opfer sind Mitglieder der Elite-Uni, deren Studenten sich durch überdurchschnittliche Intelligenz und außergewöhnliche sportliche Fähigkeiten auszeichnen, und an der offensichtlich versucht wird, den perfekten Menschen zu züchten – und genau darin liegt die Wurzel allen Übels…
Die Idee zu dieser Story und damit das Motiv für die Serienmorde ist sicherlich originell, dennoch erinnert die Präsentation der verstümmelten Körper, aber auch die Geschichte der beiden grundverschiedenen Polizisten, die sich arrangieren müssen, teilweise stark an Genre-Klassiker wie Sieben oder Das Schweigen der Lämmer. Trotzdem bewahrt Die purpurnen Flüsse ein hohes Maß an Eigenständigkeit und legt von Anfang an ein rasantes Tempo vor. Man ist ständig bemüht, seine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen, das eben Gesehene zu verstehen und zu kombinieren, doch die Ereignisse überschlagen sich, so dass einem einfach die Zeit zum Nachdenken fehlt. Jedes Detail, jede Äußerung ist von Bedeutung und genau wie bei dem brillanten Roman von Jean-Christophe Grangé, der Mathieu Kassovitz als Vorlage diente, lautet die Devise: am Ball bleiben und nichts verpassen! Letztendlich wird innerhalb von 5 Minuten ein äußerst komplexes Geheimnis gelüftet und eine Lösung geboten, die niemand erwartet hat. Allerdings wirkt dieses Ende nicht gerade überzeugend und verwirrt die Zuschauer vermutlich mehr, als dass es sie befriedigt. Und ob man einer herabstürzenden Lawine entkommt, indem man sich hinter einem Schneepflug versteckt, bleibt zu bezweifeln. Der Film lässt im Gegensatz zum Buch vieles offen, laut Regisseur ganz bewusst, denn so bleibt Raum für eigene Interpretationen.
Im Vergleich zur Leih-DVD wurde die Kaufversion von BMG erfreulicherweise gehörig aufgestockt. Den besten Eindruck hinterlässt das sehr ausführliche Making of (52 min), das des Rätsels Lösung in allen Einzelheiten erläutert. Dennoch wäre eine etwas deutlichere Aufklärung im Film selbst sicherlich wünschenswert gewesen. Die technischen Eckdaten liegen allesamt noch im guten Bereich. Der Kontrast hätte in den dunkeln Szenen sicherlich besser sein können, ansonsten gibt es aber kaum Anlass zur Kritik. Die deutsche 5.1 Tonspur bietet soliden Raumklang mit einigen herausragenden Soundeffekten (z.B. das Gewitter). Lobend erwähnt sei noch der erstklassig integrierte Soundtrack: die Musik von Bruno Coulais gibt die düstere Grundstimmung perfekt wieder.
Ninas Filmwertung
Beklemmender und atmosphärisch dichter Thriller im Stil von Sieben.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Jean Reno, Nadia Farès, Vincent Cassel
Musik: Bruno Coulais
Produzent(en): Alain Goldman, Jérome Chalou