Electric Boogaloo
Electric Boogaloo: The Wild, Untold Story of Cannon Films
AUS / USA / UK / ISR 2014
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 106 Min.
Studio: Ascot Elite Home Entertainment
Vertrieb: Fury Productions, RatPac Documentary Films, XYZ Films
Filmzine-Review vom 28.04.2015
Ob berechtigt oder nicht, die 80er Jahre haben filmhistorisch nicht immer den besten Ruf. Mitverantwortlich für die schlechte Reputation ist u.a. die legendäre Cannon Group, eine US-Filmproduktionsgesellschaft, die 1979 von den beiden Israelis Menahem Golan und Yoram Globus aufgekauft wurde und sich in den 80ern zu einer wahren Thrash-Schmiede mauserte. Den Werdegang des Studios und der beiden sogenannten „Go-Go-Boys“ zeichnet nun die köstliche Dokumentation Electric Boogaloo des australischen Regisseurs Mark Hartley nach.
Das Duo hatte sich in der Heimat mit Titeln wie der Eis am Stiel-Serie auf dem europäischen Markt eine goldene Nase verdient und wagte den Schritt nach Hollywood. Dort wurde Cannon mit zahlreichen billig produzierten Action- und Sexfilmchen schnell zum Synonym für profitablen Schund. Gerne kopierte man dabei die Rezeptur bewährter Hits (aus Rambo wurde Missing In Action, aus Indiana Jones wurde Quatermain – Auf der Suche nach dem Schatz der Könige) – oder besetzte die Hauptrollen mit abgehalfterten Ex-Stars wie Charles Bronson oder Lee Marvin.
Die miese Qualität dieser Streifen (ganz vorne: die Death Wish-Reihe) belegt die Doku mit hanebüchenen Schmunzel-Ausschnitten und vielsagenden Anekdoten aus der großen Cannon-Familie, u.a. mit Statements von ehemaligen Aushängeschildern wie Bo Derek (Bolero!), Dolph Lundgren (Masters of the Universe!) und Videotheken-Dauergast Michael Dudikoff. Angestachelt von ihrem eigenen Erfolg legte das geschäftssüchtige Duo Mitte der 80er dann erst richtig los: Filmrechte wurden nur mithilfe eines knackigen Titels und Posters, aber ohne Drehbuch verkauft, und zeitweise startete fast wöchentlich eine neue Produktion.
Kaum zu glauben aber wahr: Golan und Globus hielten sogar die Rechte an einigen Comic-Figuren, scheiterten dann aber kläglich mit Superman IV: Die Welt am Abgrund. Ab und an hatte Cannon aber auch auf künstlerischer Seite durchaus Erfolg und so widmet sich die Doku zu Recht auch dem kultigen Vampir-Scifi-Streifen Lifeforce und dem meisterlichen Actioner Runaway Train von Andrei Konchalovsky.
Mit Over The Top wollten sich die filmverrückten Macher den großen Filmstudios annähern und erlitten Schiffbruch. Bei dem, nun ja, Armwrestler-Drama führte Menahem Golan persönlich Regie und zahlte Hauptdarsteller Sylvester Stallone die damalige Rekordsumme von 12 Millionen Dollar. Keine gute Idee: Der Streifen floppte fürchterlich und leitete das schleichende Ende von Cannon ein. Zuletzt zerstritten sich auch noch die beiden Go-Go-Boys, natürlich nicht ohne vorher zwei in direkter Konkurrenz stehende Tanz-Filmchen abzudrehen, Lambada – Der verbotene Tanz vs Lambada – Heiß und gefährlich…
Jackpot! Die Blu-ray bietet im Bonusbereich u.a. eine umfangreiche Cannon-Trailershow mit Chuck Norris, Jean Claude Van Damme und dem titelgebenden Breakdance-Kracher Electric Boogaloo. Yoram Globus und der inzwischen verstorbene Menahem Golan waren von dem Projekt übrigens sehr angetan und wollten zunächst mitproduzieren. Dann aber, man ahnt es schon, entschieden sich die beiden für ein eigenes Projekt: „The Go-Go Boys: The Inside Story of Cannon Films“.
Marcs Filmwertung
Köstliche Filmtrash-Doku mit hohem Schmunzel-Faktor. Für 80er Jahre-Nostalgiker ein gefundenes Fressen.
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Leserwertung
Trailer
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