Fack Ju Göhte
D 2013
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 117 Min.
Studio: Rat Pack Filmproduktion
Vertrieb: Constantin Film | Highlight
Filmzine-Review vom 12.05.2014
Frisch aus dem Knast entlassen will Zeki Müller seine vergrabene Banküberfall-Beute wieder an sich nehmen – und muss feststellen, dass die Goethe-Schule genau an der Stelle eine neue Turnhalle errichtet hat. Als er sich um den freien Hausmeisterposten bewerben will, landet er in den Vorstellungsgesprächen für den Aushilfslehrer und ehe er sich’s versieht hat er nicht nur die gefürchtete Klasse 10b sondern auch Überpädagogin Lisi Schnabelstedt (Karoline Herfurth) am Hals…
Getreu dem Motto „Willst du Film, gehst du Kino“ zog Fack ju Göhte ganze 7 Millionen Zuschauer in die deutschen Lichtspielhäuser. Neben dem zielgruppenkompatiblen Titel mag es für das überwiegend junge (weibliche) Publikum keine ganz unwesentliche Rolle gespielt haben, dass Hauptdarsteller Elyas M’Barek sozusagen ‚übelst‘ gut aussieht. Aber von diesem optischen Schauwert mal abgesehen ist FJG quasi ein Zeitdokument der gegenwärtigen Jugendsprache und des Schulalltags – und vermutlich viel weniger Parodie als man meint. Irgendwann wird man möglicherweise rückblickend sagen „Ach guck, das war die Zeit, in der a) (utopisch) es mal cool war, Artikel wegzulassen, oder b) (dystopisch) Erwachsene noch Präpositionen verwendet haben“. In erster Linie aber will die zweite Kino-Regiearbeit von Bora Dagtekin (Türkisch für Anfänger) natürlich eine Komödie sein – und das gelingt über weite Strecken erstaunlich gut. Müller ist politisch unkorrekt, pfeift auf pädagogische Prinzipien, setzt auf die frechen Sprüche und die Ausdrucksweise seiner Schüler immer noch eins drauf und geht mit den aufmüpfigen Rotznasen genauso um, wie es vielleicht jeder Lehrer insgeheim hin und wieder gern tun würde. Er bringt nicht nur frischen Wind in die verschnarchte Theater-AG, sondern erfindet auch neue Unterrichtsmethoden, die er für sinnvoller hält als den „Lehrerplan“ – so zeigt er seiner Klasse bei einem Ausflug („Gehen wir Phantasialand?“ – „Oah, bitte nicht schon wieder KZ“) beispielsweise die harte Realität von Drogenexzessen und Hartz IV. Es steckt also durchaus auch ein Stück Kritik am System in dieser Komödie – wenn auch hoffnungslos überzeichnet, doch mit diesen Zutaten sorgt Dagtekin dafür, dass sein Film generationsübergreifend ankommt.
Gleich drei Audiokommentare werden angeboten, schön übersichtlich immer zu zweit – je ein Schauspieler zusammen mit entweder Regisseur oder Produzentin. Zahlreiche Outtakes sorgen für noch mehr Lacher und auch sonst gibt es einiges an Clips und Bits und Pieces anzusteuern.
Ninas Filmwertung
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Elyas M'Barek, Jana Pallaske, Karoline Herfurth, Katja Riemann, Uschi Glas
Musik: Michael Beckmann
Produzent(en): Christian Becker, Lena Schömann