Harry Potter und der Stein der Weisen (2 DVDs)

© Warner Home Video

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Harry Potter und der Stein der Weisen (2 DVDs)

Harry Potter and the Sorcerer’s Stone

USA 2001

FSK: ab 6 Jahren

Länge: ca. 147 Min.

Studio: Warner Bros.

Vertrieb: Warner Home Video

Filmzine-Review vom 31.08.2002

Harry Potter’s Leben bei den Dursleys ist alles andere als ein Zuckerschlecken. Die Familie seiner Tante hat ihn nach dem Tod der Eltern notgedrungen aufgenommen, wobei sein Dasein seither eher dem eines zähneknirschend erduldeten Eindringlings als dem eines Pflegekindes ähnelt. Er wird unterdrückt, herumgeschubst, schläft in der Abstellkammer unter der Treppe und muss ständig die Provokationen durch Dudley, den restlos verhätschelten Sohn des Hauses, ertragen.
Doch sein Leben ändert sich radikal, als Harry an seinem elften Geburtstag – trotz aller gegenteiligen Bemühungen der Dursleys – erfährt, dass er ein echter Zauberer ist und sich baldmöglichst zum ersten Lehrjahr in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei einfinden soll. Ein echtes Abenteuer beginnt…

Joanne K. Rowling hat mit ihren Harry Potter-Büchern binnen kürzester Zeit Literaturgeschichte geschrieben und wurde so nach klassischem Tellerwäscher-Prinzip von der bettelarmen, alleinerziehenden Mama zur vielumjubelten Erfolgsautorin mit zwischenzeitlich etlichen Millionen britischen Pfund auf dem Konto. Mit der filmischen Umsetzung der Zauberer-Saga wurde der auf familienfreundliche Unterhaltung spezialisierte Chris Columbus (u.a. Der 200-Jahre Mann, Mrs. Doubtfire, Kevin allein zu Haus (1 & 2)) beauftragt.

Dabei gelingt es Columbus auffällig gut, die fantasiereichen Bilder der Buchvorlage auf die Leinwand zu transportieren. Beindruckende Sets, raffinierte Computeranimationen, Detailliebe und die magische Soundkulisse bilden eine dichte Rahmen-Atmosphäre, die den denkbar besten Grundstein für eine gelungene Verfilmung legen sollte. Dass Der Stein der Weisen aber letztendlich doch nur cineastisches Mittelmaß erreicht, verdankt der Film zunächst seiner stoischen, geradezu verbissenen Vorlagen-Hörigkeit, die wenig Spielraum für einen kinogerechten Charakter- und Storyaufbau lässt. Dabei bleiben beispielsweise die satirischen Ansätze und die emotionale Tiefe des Buches völlig auf der Stecke. Einem Harry Potter-erfahrenen Leser vermittelt der Film eher den Eindruck, seine Zuschauer teils recht ruppig und ohne Rücksicht auf Verluste von einem Buch-Kapitel zum nächsten zu zerren.

Aber auch die Besetzung von Harry selbst gibt Anlass zur Kritik. Ich habe bis heute nicht begriffen, wie man die Hauptrolle für eine in so vielen Leserherzen verwurzelte Figur mit Daniel Radcliffe an einen zugegebenermaßen optisch zwar treffenden, aber charismalosen Jüngling vergeben konnte, der es bei keinem Pressemeeting verpasst zu betonen, wie langweilig und dümmlich er die wenigen von ihm gelesenen Rowling-Bücher fand. Eine Lust- und Begeisterungslosigkeit, die sich leider deutlich auf sein Spiel auswirkt und in einigen Szenen die beiden Magie-Kommilitonen Ron Weasley (Rupert Grint) und Hermine Granger (Emma Watson) gleich mit abwertet. Da gelingt es dann auch den ansonsten durchweg genialen Besetzungen von Hagrid (Robbie Coltrane, Absolute Beginners, The world is not enough), Professor Snape (Alan Rickman, Stirb Langsam, Galaxy Quest), Professor McGonagall (Maggie Smith) und Albus Dumbledore (Richard Harris) nicht mehr, die über weite Strecken gekünstelte Atmosphäre nachhaltig aufzuwerten.

Was bleibt, ist ein unterhaltsamer, aber viel zu glatter Fantasystreifen für ältere Kinder, ein dank des anhaltenden Potter-Hypes dennoch beachtlicher Kinoerfolg, eine gigantische Merchandise-Fabrik und einmal mehr die bittere Feststellung, dass der Transfer vom Buch zur Leinwand eine Kunst für sich bleibt. Warten wir ab, ob Teil 2 – Die Kammer des Schreckens – aus vergangenen Fehlern lernen kann.

Die DVD wird von einer erstklassigen Soundkulisse dominiert, die während des gesamten Films mit schönsten Surroundeffekten und einem hohen Klangniveau begeistert. Für eine Produktion dieses Niveaus umso enttäuschender, dass man sich beim Bildtransfer weniger Mühe gegeben hat und so einige erkennbare, insgesamt aber erträgliche Schwächen in der Kontrast- und Farbabmischung zustande kommen. Allein die auflegten Bonusmaterialien grenzen an einen Flop. So versuchen die für eine Doppel-DVD extrem mageren Specials, das Fehlen von Audiokommentaren, einem ausführlichen ‚Making of’ oder ähnlichen Leckerbissen durch Navigations-Labyrinthe mit wenig „Dahinter“ zu kompensieren. Genau genommen können nur die 16-minütigen Interviews und 7 Deleted Scenes (die man allerdings erst als Belohnung nach erfolgreichem Auffinden des Steins der Weisen zu sehen bekommt) als echte Features bezeichnet werden. Die verbleibenden Extras erschöpfen sich in schönen Grafiken (teilweise mit Panorama-View), Animationen, einfachsten Interaktionen und einigen gesprochenen Erläuterungen mit mäßigem Nährwert. Auch das ergänzende Material im DVD-Rom-Bereich (u.a. Bildschirmschoner, Demos, Sammelkartenspiel) wird den Spaß an diesen Zugaben selbst für Kinder kurzlebig halten.

 

Mikes Filmwertung

Aufwendige Bestseller-Verfilmung, der aber leider die Magie eines guten Films fehlt…

Mike

Mike

Serien-Gucker und Doku-Reviewer. Mit einem Faible für deutsche Filme und britischen Humor.

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