Henry – Portrait of a Serial Killer
USA 1986
FSK: ab 18 Jahren
Länge: ca. 82 Min.
Vertrieb: Turbine Medien
VÖ-Datum: 08.02.2024
Filmzine-Review vom 26.02.2024
In einer schäbigen Gegend in Chicago teilt sich Henry (Michael Rooker), der sich mit einem Job als Kammerjäger über Wasser hält, mit seinem alten Knastkumpel Otis (Tom Towles) eine Wohnung. In seiner Frustration massakriert er als eiskalter Serienmörder zahlreiche Opfer. Es dauert nicht lange bis er auch Otis mit auf seine mörderischen Streifzüge durch die Stadt nimmt. Als Otis‘ geschiedene Schwester Becky (Tracy Arnold) vorübergehend in die Wohnung einzieht, erfährt Henry zum ersten Mal Zuneigung…
Schon einige Jahre bevor Hollywood in 1990ern mit Titeln wie Das Schweigen der Lämmer oder Se7en den Serienkiller für ein großes Publikum salonfähig gemacht hat, schuf John McNaughton mit Henry: Portrait of a Serial Killer einen rabenschwarzen Klassiker des Genres. Die konsequent unbequeme und irritierende True Crime Psycho-Studie basiert grob auf dem Fall des Serienmörders Henry Lee Lucas, der eigenen Geständnissen zufolge mehr als 600 Menschen getötet hat, von denen aber nur 3 Fälle verifiziert werden konnten. McNaughton drehte den Film innerhalb eines Monats für ’n Appel und ’n Ei (knapp über 100.000 Dollar) in seiner hässlich und kalt wirkenden Heimatstadt Chicago. Der Filmemacher interessiert sich für konventionelle Sehgewohnheiten herzlich wenig und nähert sich den grausamen Taten seines Protagonisten mit fast schon eisiger Distanz. Einige Szenen sind kaum auszuhalten, etwa die Sequenz, in der Henry und Otis ihren auf einer Videokamera gefilmten Mord an einer Familie im heimischen Wohnzimmer in Dauerschleife und Zeitlupe „genießen“. Der Streit mit der amerikanischen Zensurbehörde MPAA war somit vorprogrammiert (siehe auch Extras der Blu-ray) und letztendlich kam der Film erst 1989 in die Kinos. In Deutschland war Henry tatsächlich bis 2012 indiziert. Hauptdarsteller Michael Rooker war nach seinem Auftritt lange Zeit als Bösewicht festgelegt (Mississippi Burning, Sea of Love), wird aber heutzutage eher mit seiner Rolle in den Guardians of the Galaxy-Filmen assoziiert. Unterm Strich nach wie vor insgesamt sehr harte Kost, aber für Cineasten unverzichtbar. Im eigenen Sammlerregal lässt sich der Schocker bestens neben ähnlich verstörenden Kalibern wie Irreversible, Crash oder Funny Games einsortieren.
Für den Blu-ray-Release greift Turbine Medien auf die 4K-Restauration vom originalen 16-mm-Kameranegativ zurück, das auch schon beim britischen Kultlabel Arrow Video zum Einsatz gekommen ist. Der düstere Schmuddellook bleibt dabei größtenteils erhalten, wenngleich die Farben jetzt deutlich kräftiger und stabiler wirken, insbesondere die Rottöne, wie Henrys Mantel und das reichlich gezeigte Blut im Film. Nahaufnahmen zeigen jetzt im Vergleich zu älteren Versionen auch mehr Details. Weitere Verbesserungen fallen insbesondere bei den Tageslichtszenen in der Innenstadt von Chicago auf. Die Extras sind durchgehend von erstklassiger Qualität, auch wenn die Arrow-Version noch den einen oder anderen zusätzlichen Audiokommentar anbietet. Ein unbedingtes Muss ist das knapp einstündige Making of mit vielen detaillierten Hintergrundinfos zur Produktionsgeschichte.
Blu-ray Extras:
- Audiokommentar mit Autor/Regisseur John McNaugthon
- Portrait – The Making of „Henry“ (52 min)
- Entfernte Szenen mit Audiokommentar des Regisseurs (21 min)
- Featurette: Zur Verteidigung von Henry (21 min)#
- Featurette: Henry vs. MPAA (11 min)
- Featurette: Henry und die BBFC (27 min)
- Interview mit John McNaugthon von 2016 (28 min)
- Interview mit John McNaugthon von 1998 (31 min)
- Interview mit Künstler Joe Coleman (9 min)
- Storyboard/Film-Vergleich zu sechs Szenen (17 min)
- Kinotrailer (USA & Deutschland) + Jubiläumstrailer
- 32-seitiges Booklet von Tobias Hohmann über die Hintergründe, die Entstehungs- und Zensurgeschichte
- Wendecover
Marcs Filmwertung
Harter, verstörernder Serienkiller-Kultklassiker in stark verbesserter Bildqualität und mit erstklassigem Bounsmaterial.
- Twin Peaks - 30. Dezember 2024
- The Dead Don’t Hurt - 20. Dezember 2024
- Gute Freunde - 15. Dezember 2024
- Horizon - 11. Dezember 2024
Leserwertung
Trailer
Klick auf das Video-Vorschaubild stellt eine Verbindung zu YouTube her und setzt YouTube-Cookies auf Deinem Rechner. (Weitere Datenschutzinfos.)
Cast & Crew
Schauspieler: Michael Rooker, Tom Towles, Tracy Arnold
Musik: Robert McNaughton, Ken Hale, Steven A. Jones
Produzent(en): John McNaughton, Lisa Dedmond, Steven A. Jones