How to Sell a Tit Wonder oder Der Generalmanager
D 2006
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 87 Min.
Studio: MFG Film
Vertrieb: epix
Filmzine-Review vom 12.02.2009
Lolo Ferrari, die Frau mit der ungesunden Oberweite von 130 cm, wurde in den letzten Jahren vor ihrem sagenumwobenen Tod im Jahr 2000 von einem deutschen Jungmanager vertreten: Martin Baldauf heißt der Tausendsassa, der mit der frankenstein-ähnlich zusammengeflickten Kunstfigur durch die Dorfdiscos des Landes tingelte. Und da Baldauf noch beknackter ist als alle Busenwunder dieser Welt zusammen, drehte der deutsche Filmemacher Steffen Jürgens nicht nur einen Kurzfilm (Stuhlberg) über die penetrante Quasselstrippe, sondern eben auch die Doku How to Sell a Tit Wonder oder Der Generalmanger. Nach einer halben Stunde Lolo-Retrospektive kommt Jürgens zum eigentlichen Haupthema: Martin Baldauf will nach dem Ableben seines größten Zugpferds die gut bestückte Engländerin Ashley Bond zum Megastar machen. Vor laufender Kamera entpuppt er sich dabei als größter Dilettant vor dem Herren, stets der festen Überzeugung, alles im Griff zu haben. An größenwahnsinniger Eigenüberschätzung mangelt es dem Selbstdarsteller nämlich keinesfalls, der seine Bedeutung in der Weltgeschichte gern mit der eines Napoleon vergleicht, an den sich auch noch die überübernächste Generation erinnern wird. Doch er hat die Rechnung ohne die pfiffige Blondine gemacht, die sich so leicht nichts vormachen lässt – und schreit er noch so oft „I public you!“ (Englisch liegt dem Herrn Generalmanager übrigens nicht so.) So wird der Zuschauer also Zeuge des grandiosen Scheiterns einer Promotion-Tour, bei der der Checker vom Dienst drei Zeitungen Exklusivrechte für ein Shooting verkauft („In half hour is coming se BILD“), dann aber schlauerweise alle Journalisten zum gleichen Zeitpunkt einlädt. Dass er bei der Gelegenheit behauptet, an guten Tagen 5-stellige Beträge einstecken zu können, verdeutlicht das Lügengerüst, das er um sich herum errichtet hat und aus dem er inzwischen wohl selbst nicht mehr herausfindet. Nach 5 Tagen und einem geplatzten Deal (dabei hat er doch alles so schön „organizided“) verabschiedet sich Ashely Bond auf Nimmerwiedersehen aus Deutschland – wahrscheinlich wähnte sie sich bis zum Schluss in einem mehrtägigen Gag der Versteckten Kamera.
A propos Kamera. Dass eine Handkamera ein bisschen wackelt, besonders wenn man einem so hibbeligen Hauptdarsteller ständig Manndeckung geben muss, und dass in solchen Momenten kein Platz für Bildkomposition bleibt, kann man ja akzeptieren. Aber dass selbst in unbedrängten Momenten ständig Köpfe oberhalb der Nase abgeschnitten werden, wirkt auf Dauer nicht gerade gekonnt. Außerdem stehen die beiden Regisseure ihrem Filmobjekt in punkto Dreistigkeit in nichts nach und halten ungeschont voyeuristisch auf alles drauf, was zum totalen Gesichtsverlust Baldaufs beiträgt. Nach etwa einer Stunde Realsatire geht aber selbst fremdschämresistenten Zuschauern etwas die Luft aus, da hätte ein wenig Raffung zu Beginn (wo zu viel Zeit mit Eigenwerbung für den Kurzfilm verplempert wird) gut getan. Eben dieser Kurzfilm bildet übrigens das Kernstück der DVD-Bonussektion.
Ninas Filmwertung
Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall – bei Martin Baldauf ist auch danach noch jede Menge vorhanden.
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