Hugo Cabret (BD + DVD + Digital Copy)
USA 2011
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 126 Min.
Studio: Paramount Pictures
Vertrieb: Paramount Home Entertainment
Filmzine-Review vom 19.08.2012
Paris in den 30er Jahren: Nach dem Tod seines Vaters und seines Onkels lebt der kleine Hugo Cabret allein in den Gewölben und Katakomben eines Pariser Bahnhofs und stellt die Bahnhofsuhren (ein Job, den vorher sein Onkel erledigte). Sein ärgster Feind ist der Stationspolizist (Sasha Baron Cohen), der ihn zu gern ins Waisenheim stecken würde. Mit kleinen Diebstählen hält er sich über Wasser, und wenn alle Uhren richtig ticken, arbeitet er fieberhaft an der Reparatur einer automatischen Figur, eines so genannten Automatons, die sein Vater im Keller eines Museums fand. Er freundet sich mit Isabelle (Chloë Grace Moretz), der Tochter des Spielwarenhändlers (Ben Kingsley) an. Die beiden verbindet eine Leidenschaft für Bücher, Filme und Abenteuer. Das größte Abenteuer steht ihnen jedoch noch bevor, als sie allmählich das Geheimnis des Automatons lüften…
Martin Scorseses filmischer Weg ist gepflastert mit Leichen, knallharten Gangstern und anderen finsteren Zeitgenossen. Scherze darüber, dass es bei Hugo Cabret geradezu kindgerecht und gänzlich unbrutal zugeht, musste er sich bestimmt nicht nur bei der Oscar-Verleihung zur Genüge anhören. Und doch hat er sich mit dem fantasievollen Märchen, das optisch an eine Mischung aus Jean-Pierre Jeunet und Tim Burton erinnert, wahrscheinlich einen Herzenstraum erfüllt. Genau wie sein Protagonist entdeckte Marty schon als Kind seine Faszination für Kino und Filme; nun setzt er den Pionieren der bewegten Bilder – insbesondere Georges Méliès – ein Denkmal. Dieser baute 1896 das erste Filmstudio, kreierte die ersten Special Effects, geriet aber nach dem Ersten Weltkrieg komplett in Vergessenheit. Die vielen Originalfilmausschnitte (auch mit Harald Lloyd, Buster Keaton, Charlie Chaplin), die man in der zweiten Filmhälfte zu sehen bekommt, haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Hier wird Scorseses privates Interesse am Erhalt und der Restaurierung alter Filme deutlich, für das er sich in der Film Foundation persönlich engagiert. Und ähnlich wie Hugo verhalf übrigens auch Scorsese dem britischen Regisseur Michael Powell, der sich mit dem als skandalös empfundenen „Augen der Angst“ 1960 ins filmische Aus katapultierte, in den 70ern wieder zu Anerkennung. Von den technischen Möglichkeiten, die Scorsese über 100 Jahre später zur Verfügung stehen, konnte Méliès nur träumen. Hugo Cabret ist eines der bisher wenigen Beispiele, bei dem der Einsatz der 3D-Technik den Film tatsächlich auf eine andere Ebene hebt, die Story unterstreicht und den Zuschauer noch mehr ins Geschehen hineinzieht. Faszinierende Kamerafahrten durch den Bahnhof, über Gleise, durch Schächte, Gänge, über Wendeltreppen, durch ein Wirrwarr aus Zahnrädern, Uhrwerken und mechanischen Spielereien – all dies vor der Kulisse eines kitschüberfrachteten Paris, hier sind der Fantasie wirklich keine Grenzen gesetzt.
Die Blu-ray begeistert schon beim Intro mit einem surrenden Uhrwerksticken auf allen Kanälen, auch das Bild ist erstklassig. Ein Audiokommentar fehlt leider, dafür sind die fünf angebotenen Features allesamt sehenswert.
Ninas Filmwertung
Scorsese feiert die Geburt des Kinos – mit einem Abenteuer-Märchen in wundervollen Bildern.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Asa Butterfield, Ben Kingsley, Chloë Grace Moretz, Christopher Lee, Emily Mortimer, Jude Law, Michael Stuhlbarg, Ray Winstone, Sacha Baron Cohen
Musik: Howard Shore
Produzent(en): Graham King, Tim Headington, Johnny Depp, Martin Scorsese