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In einem Land, das es nicht mehr gibt

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In einem Land, das es nicht mehr gibt

D 2022

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 100 Min.

Vertrieb: LEONINE

VÖ-Datum: 17.03.2023

Filmzine-Review vom 20.03.2023

Ost-Berlin 1989. Weil Suzie (Marlene Burow) bei einer Stasi-Kontrolle mit George Orwells Roman „1984“ erwischt wird, fliegt sie kurz vor dem Abi von der Schule. Aus der Traum vom Studium, stattdessen muss sie in der sozialistischen Produktion Löcher in Metallplatten bohren. Mit einem Schnappschuss, den ein Fotograf von ihr im Vorbeifahren durch ein Straßenbahnfenster macht, landet sie unverhofft in der Modezeitschrift Sibylle. Eine Modelkarriere scheint in greifbare Nähe zu rücken – alles ist besser als die verhasste Fabrik. Suzie lernt die wilde Subkultur Ostberlins kennen mit ihren schillernden Figuren wie dem schwulen Rudi (Sabin Tambrea) und dem unkonventionellen Fotografen Coyote (David Schütter), in den sie sich verliebt. Plötzlich ist sie zum Greifen nah, die Freiheit, von der sie immer geträumt hat…

Regisseurin Aelrun Goette beleuchtet in ihrem Coming-of-Age-Drama In einem Land, das es nicht mehr gibt die Modeszene der DDR und damit ein weniger beachtetes Thema fernab jeglicher Ostalgie-Klischees. Ihr gelingt ein sehenswertes Werk über Selbstbestimmtheit, über die Verwirklichung der eigenen Träume und über das Schaffen von Freiräumen, wo auf den ersten Blick keine sind. Dabei kontrastiert die „offizielle“ Modewelt, in der die Modemarke Exquisit mit ihrer hochwertigen und hochpreisigen Kleidung den Ton angibt, mit der schrillen Underground-Bewegung, in der unangepasste Paradiesvögel ihre eigenen Designs aus Duschvorhängen und Leichensäcken kreieren. Es ist der Sommer vor dem Mauerfall, und der Umbruch liegt schon in der Luft. Suzie ist hin- und hergerissen, fühlt sie sich doch einerseits nach dem Tod der Mutter für ihre kleine Schwester Kerstin verantwortlich, will sich aber gleichzeitig von zu Hause abnabeln, um auf eigenen Füßen zu stehen. Newcomerin Marlene Burow überzeugt in der Hauptrolle und lässt ihre Figur glaubhaft ihre Verwandlung durchleben, von der schüchternen Leseratte bis zur selbstbewussten jungen Frau, die allmählich ihren Platz in der Gesellschaft findet. In einem Land trägt durchaus autobiografische Züge: Goette wurde in den 80ern selbst auf der Straße als Model entdeckt und flog zuvor ebenfalls von der Schule.

In der Bonussektion fallen vor allem die ausführlichen Interviews mit den Crew-Mitgliedern wie etwa Kostüm- und Szenenbildnern ins Auge, die ihrer Kreativitä hier freien Lauf lassen konnten.

 

Blu-ray Extras:

    • Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte
    • Bildergalerie (4 min)
    • DDR-Modefotografie: Fotografien aus der Sybille (1 min)
    • Interviews mit Cast & Crew (57 min)
    • 3 Featurettes: Subkultur, Exquisit/Sybille, Fabrik (4 min)
    • Trailer zum Film
    • Trailer zu 5 weiteren Titeln

 

Ninas Filmwertung

Sehenswertes Coming-of-Age-Drama, das in der schrägen Underground-Modewelt der DDR angesiedelt ist und auf abgegriffene Ost-Klischees verzichtet.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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