Irreversible (Kinofassung & Straight Cut)
Irréversible
Frankreich 2002
FSK: ab 18 Jahren
Länge: ca. 93 Min.
Vertrieb: Studiocanal
Filmzine-Review vom 05.01.2021
Auf dem Rückweg von einer Party wird Alex (Monica Bellucci) in einer Unterführung brutal vergewaltigt und grausam misshandelt. Ihr Freund Marcus (Vincent Cassel), mit dem sie kurz vorher einen Streit hatte, und ihr Ex-Freund Pierre (Albert Dupontel) machen sich angetrieben von Wut und Rache auf die Suche nach dem Täter. In einem Sado-Maso-Club der Schwulenszene meinen sie den Richtigen gefunden zu haben und prügeln den Mann zu Tode…
Nachdem Hollywood-Legenden wie Ridley Scott (etwa bei Alien und Blade Runner) und Francis Ford Coppola (Apocalypse Now und unlängst Der Pate 3) gerne mit einigen Jahren Verzögerung geänderte Versionen ihrer Meisterwerke auf den Markt bringen, zieht jetzt der Franzose Gaspar Noé mit seinem Skandal-Schocker Irreversible, einer Art Rape-Revenge-Drama für das Arthouse Publikum, nach. Noé veröffentlicht allerdings keinen Director’s Cut, sondern den sogenannten Straight Cut, soll heißen der Film wird nun in chronologischer Schnittfolge gezeigt. Der künstlerische Clou des Originals, die konsequente, puzzleartige Rückwärtserzählung der Geschichte wird somit aufgehoben. Der Regisseur verspricht sich von seiner neuen Version, die bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2019 uraufgeführt wurde, eine größere Klarheit und weniger Fragezeichen. Ob dem wirklich so ist, muss jeder Zuschauer, der gewillt ist, diesen in jeder Hinsicht extremen Film ein zweites Mal anzuschauen, selbst entscheiden. Unstrittig ist, dass Irreversible nach wie vor ein technisch brillant inszenierter Faustschlag in die Magengrube ist, mit hochkomplexen, entfesselten Kamerafahrten ohne sichtbare Schnitte und einem hypnotisch treibenden Soundtrack, der die Eingeweide durchschüttelt. Aber Vorsicht, die expressiven, schockierenden Gewaltszenen (Stichwort Feuerlöscher) sind eigentlich nicht zu ertragen. Wenn die Geschichte am Ende mit den Bildern einer glücklichen häuslichen Idylle zwischen Monica Bellucci und Vincent Cassel (die zu der Zeit verheiratet waren) Ruhe einkehren lässt, ist man fast dankbar, wenngleich Noè in der letzten Einstellung nochmal ein grelles Stroboskopflackern von der Leinwand lässt.
Irreversible erscheint bei Studiocanal in einer von dem Regisseur beaufsichtigten Restaurierung als limitiertes Steelbook mit beiden Versionen des Films. Während die Originalfassung aus dem Jahr 2002 gleich zwei hervorragende analytische Audiokommentare (u.a. mit dem Noé-Experten Marcus Stiglegger) und einen Einblick in die Spezialeffekte anbietet, hat der Straight Cut ein gut vierzigminütiges Featurette an Bord. Der Großteil der Extras der alten DVD-Erstauflage wurde leider nicht übernommen.
Blu-ray Extras Disc 1 – Original Kinofassung (93 min) :
- Audiokommentar mit Gaspard Noé
- Audiokommentar mit Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger
- Die Spezialeffekte (7 min)
Blu-ray Extras Disc 2 – Straight Cut (86 min) :
- Featurette: Die umkehrbare Reise (41 min)
- Dt. „Straight Cut“-Trailer
Marcs Filmwertung
Ob als Originalfassung oder Straight Cut: Der französische Skandalschocker aus den frühen Nullerjahren bleibt ein gleichermaßen brillant inszenierter wie schwer zu ertragender cineastischer Schlag in die Magengrube.
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Leserwertung
Trailer
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Cast & Crew
Schauspieler: Albert Dupontel, Jo Prestia, Monica Bellucci, Vincent Cassel
Musik: Thomas Bangalter
Produzent(en): Christophe Rossignon