Jethro Tull – Living With The Past
GB 2002
FSK: ohne Altersbegrenzung
Länge: ca. 108 Min.
Vertrieb: Eagle Vision
Filmzine-Review vom 07.07.2002
„We’ve been everything to everybody. Started up with being a little ol‘ blues band and then became a rock blues band, blues rock band, whatever you wanna call it, classic rock band, a folk rock band, art rock band, even a progressive rock band. Back in 72/73 we were, just for a little while, a progressive rock band who made concept albums.“
Mit diesem selbstironischen Verweis auf die krampfhaften Kategorisierungsversuche zu Beginn der 70er Jahre kündigt Ian Anderson im Londoner Hammersmith Apollo den Klassiker „Thick As A Brick“ an. Und er faßt damit einige der zahlreichen Labels auf, die Jethro Tull im Laufe der Zeit zugeschrieben worden sind, die aber allesamt nicht ausreichen, um zu beschreiben, was diese Band wirklich ist…
1968 gründete Anderson zusammen mit Mick Abrahams, Glenn Cornick und Clive Bunker Jethro Tull – 10 Jahre später hatten sie inklusive zweier Best Of’s schon 15 Alben herausgebracht. Bis heute sind es über 30 Alben geworden und sie alle leben von dem unverwechselbaren und trotzdem nie langweiligen Sound der Briten – obwohl von der Originalbesetzung heute nur noch Kopf und Songschreiber Ian Anderson übrig geblieben ist. Als einzige Konstante in der Bandgeschichte ist er auch derjenige, der Jethro Tull das Gesicht verleiht: mit seinem Gesang, vor allem aber mit seiner einzigartigen Querflöte…
Living with the past ist die erste DVD von Jethro Tull und beinhaltet ganz bewußt keine Zusammenstellung alter Materialien, sondern ausschließlich Neuaufnahmen – in erster Linie Mitschnitte eines Konzerts im Londoner Hammersmith Apollo im November 2001. Und die beweisen: diese Band hat auch nach knapp 35 Jahren auf der Bühne nichts verlernt! Sie rocken, was das Zeug hält und sind vor allem – ebenso wie ihre Fans – noch genauso enthusiastisch dabei wie zu Zeiten von „Aqualung“ und „Living in the past“. Anders als etwa bei den Dinosaurier-Kollegen von Nazareth (Homecoming) sind keinerlei Ermüdungserscheinungen festzustellen – weder bei der Live-Performance noch beim musikalischen Material. Die Titel von heute (etwa „Roots To Branches“ oder „Hunt By Numbers“) stehen den großen Klassikern in nichts nach – auch wenn Geniestreiche wie die Johann Sebastian Bach-Adaption „Bourée“ sicherlich unwiederholbar bleiben.
Ian Anderson hat auch an der Produktion der DVD kräftig mitgewirkt: einzelne Songs wurden im eigenen Wohnzimmer extra für die Silberscheibe aufgezeichnet, zahlreiche Interviews, Stimmen von Fans und sogar Outtakes zusammengetragen. Einziges Problem der umfangreichen Ausstattung: viele Interviewschnipsel werden während der Konzertmitschnitte – zwischen den Songs oder sogar innerhalb der Songs – eingefügt, so dass einfach keine Konzertatmosphäre aufkommen will. Wer sich jedoch damit anfreunden kann, dass man eben kein Konzert, sondern mehr einen dokumentarischen Konzertfilm zu sehen bekommt, wird belohnt: mit zahlreichen Hintergrundinformationen über eine wahre Ausnahmeband und mit feinstem britischen Rock – auch ohne Surround-Ton übrigens in allerbester Soundqualität.
Katjas Filmwertung
Einzigartiges musikalisches Erlebnis nicht nur für Fans: Konzertfilm über den „Gott der Querflöte“ und mehr als 30 Jahre Rockgeschichte.
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