Live At Knebworth (Parts 1, 2 & 3)
GB 2002
FSK: ohne Altersbegrenzung
Länge: ca. 180 Min.
Vertrieb: Eagle Vision
Filmzine-Review vom 09.12.2002
„The Best British Rock Concert Of All Time“ so die verheißungsvolle Überschrift des mit Live At Knebworth betitelten Benefiz-Konzertes für „Nordoff-Robbins“ aus dem Sommer 1990. Und tatsächlich, der erste Blick auf die Setlist beeindruckt durchaus. Die Hälfte aller britischen Rock- und Poplegenden hat sich angemeldet und mehr als 120.000 Fans sind erwartungsfroh nach Knebworth, Hertfordshire, gepilgert.
Das in drei Volumes von je einer Stunde Laufzeit aufgeteilte Festival beginnt (wie sollte es in England anders sein) bei kräftigem Regen, wovon sich die beiden Jungs von Tears for Fears jedoch ihre Laune nicht verderben lassen. Aber selbst mit Hilfe des pünktlich zu „Everybody Wants To Rule The World“ einsetzenden Sonnenscheins, schaffen es nachfolgend weder Cliff Richard noch Phil Collins mit ihren etwas blassen Auftritten, das vom Opener gesetzte Stimmungsniveau zu halten. Lediglich Paul McCartney als alter Vollprofi kann das Publikum mit den Beatles-Klassikern „Hey Jude“ und „Can’t Buy Me Love“ nochmal aus der Reserve locken.
Volume 2 eröffnen Status Quo und übergeben nach vier Songs mit „In The Army Now“ das Staffelholz an Eric Clapton, Dire Straits und Elton John. Diese präsentieren ihre Stücke als „Supergroup“ in wechselnden Konstellationen (Clapton spielt Gitarre bei Knopfler & Co., beide begleiten Elton John, usw.) – klingen insgesamt aber vollkommen unspektakulär.
Auf Volume 3 angekommen, begrüßt Robert Plant die Zuschauer und läutet unterstützt von Jimmy Page die letzte Runde ein. Doch erst als einige Songs später Genesis die Bühne betreten und die ersten Beats von „Mama“ aus der P.A. schallen, kommen Konzert & Publikum nochmal richtig in Fahrt. Sehenswert dann auch das „Turn It On Again“-Medley, mit Collins maskiert als Elwood Blues, obwohl die Einlagen von „Everybody Needs Somebody“ und „Pinball Wizard“ leider viel zu kurz geraten sind. Den Abend beenden Pink Floyd mit ihrer sphärischen Darbietung von „Shine On You Crazy Diamond“ und „Run Like Hell“.
Um es an dieser Stelle auf den Punkt zu bringen: der Mitschnitt zeigt nicht „das beste britische Rockkonzert aller Zeiten“, sondern eher magere Durchschnittskost. Das Bild der Doppel-DVD gehört zu den schlechtesten Transfers, die ich je gesehen habe. Wenn die Kameras nicht gerade ein grobkörniges Close Up irgendeines Protagonisten auf der Bühne zeigen, erkennt man eigentlich nur eine schwammig-verwaschene Szenerie, die an ein völlig ausgelutschtes Video-Tape erinnert. Live at Knebworth ist tatsächlich bereits vor Jahren auf VHS erschienen. Angesichts der aufgeführten Qualitätsmängel und dem lieblosen Festhalten an der Konzert-Dreiteilung wie bei Videoveröffentlichung kommt der Verdacht auf, dass irgendeine vermoderte Keller-Kopie als Master für die DVD eingesetzt wurde. Akustisch sieht es dank des nachträglich zum digitalen Release angefertigten Surround-Mixes schon besser aus. Die 5.1-Spur transportiert über weite Strecken eine gute Live-Atmosphäre, kommt letztendlich aber auch zu selten zur vollen Entfaltung (wie z.B. beim soundgewaltigen Finish durch Pink Floyd). So lässt sich die DVD trotz ihrer ausgedehnten Laufzeit von drei Stunden und vielen klangvollen Künstlernamen leider nur eingefleischten Rock-Veteranen mit geringen technischen Ansprüchen empfehlen.
Mikes Filmwertung
Sensationelle Besetzung. Durchschnittliches Konzert. Mangelhafte DVD.
- Mr. Sloane - 25. Januar 2018
- Unsere Wildnis - 23. Dezember 2017
- Uncle – Die komplette Serie (3 DVDs) - 1. Dezember 2017
- Lommbock - 19. Oktober 2017