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Lucia – Engel des Todes?

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Lucia – Engel des Todes?

Lucia de B.

NL 2014

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 93 Min.

Studio: Rinkel Film

Vertrieb: Edel Germany GmbH

Filmzine-Review vom 09.02.2016

Krankenschwester Lucia de Berk (Ariane Schluter) kümmert sich in einem Krankenhaus in Den Haag aufopferungsvoll um schwerkranke Säuglinge, dreht auch nach Schichtende noch eine abschließende Runde durch die Station, um nach dem Rechten zu sehen. Als auffällt, dass Lucia in den Jahren 2000 und 2001 immer dann Dienst hatte, als Todesfälle bei Säuglingen und auch älteren Menschen auftraten, erstattet die Klinik Anzeige. Die Krankenschwester wird schließlich nach mehreren Verhandlungen für 7 Morde und 3 versuchte Morde zu lebenslanger Haft verurteilt. Sechs Jahre sitzt sie unschuldig im Gefängnis, bis zum erlösenden Freispruch 2010…

Der Fall Lucia de Berk ist der wohl größte Justizirrtum der niederländischen Geschichte. Handfeste Beweise gab es zu keinem Zeitpunkt – so war Frau de Berk beispielsweise bei einigen Vorfällen gar nicht anwesend, der Dienstplan war nur nicht aktualisiert worden; man warf ihr vor, zwei Babys mit einer Digoxin-Injektion vergiftet zu haben, doch fand man keine Injektionsstelle und versäumte bei der Laboruntersuchung, das körpereigene Digoxin zu berücksichtigen; die Tatsache, dass die in einigen Fällen zuständige Oberärztin wegen Depressionen in Behandlung war, wurde ignoriert. Stattdessen verließ man sich auf dilettantisch ausgeführte Statistiken, die der Klinikchef sich ohne entsprechendes Fachwissen zusammengereimt hatte, und setzte den sogenannten Kettenbeweis ein, bei dem nach dem Beweis der ersten beiden Morde alle übrigen auch als bewiesen gelten. Immerhin las die Beschuldigte Serienkiller-Romane, wurde als Kind zur Prostitution gezwungen und distanzierte sich von ihren Kollegen – für die Anklage eindeutige Indizien für ein Psychokiller-Profil. Regisseurin Paula van der Oest ackert in Lucia – Engel des Todes? ein paar Stationen der Geschichte ab und kann bei der kurzen Laufzeit kaum in die Tiefe gehen. Das Drama lässt einen der skandalösesten Punkte aus: die durch die Medien betriebene Hexenjagd, die in den Köpfen der Bevölkerung eine Vorverurteilung auslöste und jeglichen Funken journalistischen Anstand vermissen ließ. Aber obwohl wir uns hier überwiegend auf TV-Niveau bewegen, vermag Ariane Schluters zurückhaltende Darstellung der Lucia de B. (so auch der Originaltitel) doch zu bewegen und an den inneren Gerechtigkeitssinn des Zuschauers zu appellieren, der so vielleicht motiviert wird, sich noch weiter mit dem Fall auseinanderzusetzen.

Im 17-minütigen Making of wird dann noch erläutert, dass die Figur der Nachwuchsstaatsanwältin Judith Jansen, die Lucia zunächst hinter Gitter bringt, aber später für ihre Freilassung kämpft, eine fiktive Kombination verschiedener realer Personen ist, die zu dramaturgischen Zwecken ersonnen wurde.

 

Ninas Filmwertung

Solides Drama über einen empörenden Justizirrtum, das leider ein paar gute Chancen liegenlässt.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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