Marilyn Manson – Guns, God and Government
USA 2002
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 110 Min.
Vertrieb: Eagle Vision
Filmzine-Review vom 21.11.2002
An wohl kaum einem anderen Künstler scheiden sich die Geister so wie an Marilyn Manson. Kein anderer wird von den einen so gehasst und von den anderen so verehrt, keiner wird so kontrovers diskutiert wie er. Dabei ist sein Leitmotiv im Grunde ein recht einfaches: Man nehme eine Nation mit Doppelmoral, stelle deren Wertvorstellungen in Frage und halte der Gesellschaft, wenn auch oft auf übertriebene Weise, den Spiegel vor. Dass dabei das ein oder andere Mal die Grenzen des guten Geschmacks überschritten werden, bleibt nicht aus. (Aber mal ehrlich, wie pervers ist es denn eigentlich, einem lebenden Menschen Nägel durch Hände und Füße zu schlagen und ihn daran aufzuhängen, bis er qualvoll stirbt – und sich dann ein Abbild dessen womöglich übers Bett zu hängen??) Kleinere oder größere Skandale gehören jedenfalls mittlerweile zum Image des selbst ernannten God of Fuck, wobei nie ganz klar ist, ob Marilyn Manson und Brian Warner wirklich ein und dieselbe Person sind – dann wäre er in der Tat ein ziemliches Schwein – oder ob MM nur eine Art geschickt kalkulierte Marketingstrategie bzw. eine Rolle ist, die Brian Warner dann aber sehr überzeugend spielt. Wie dem auch sei – in jedem Fall lacht er sich vermutlich insgeheim darüber tot, wie einige Fans kritiklos alles bejubeln, was er sagt, und wie sich ihm halbnackte Mädels an den Hals und auf den Schoß werfen… Und wenn spießige Lokalzeitungen seinen Auftritt mit den Worten „The ultimate evil is coming to our town“ ankündigen – wahrscheinlich direkt neben der Anzeige für den Waffenladen um die Ecke – und einem weismachen wollen, die Eintrittskarte sei gleichzeitig der Freifahrtschein in die Hölle, dann ist es nur verständlich, dass MM immer noch einen draufsetzt und ihm das Ganze so natürlich um so mehr Spaß macht.
Auf der DVD Guns, God and Government befindet sich ein Zusammenschnitt mehrerer Konzerte der Welttour 2000/2001. Bei Mansons Bühnenshow ist der optische Aspekt natürlich kein unwichtiger – so lässt er sich zum Beispiel in einem römischen Streitwagen von zwei spärlich bekleideten Damen auf die Bühne ziehen, predigt in goldener Priesterrobe von Tod und Teufel, wird ein paar Meter in die Luft gezogen und schwebt über der Bühne und zeigt in Korsett und Strapsen auch schon mal seinen Allerwertesten – das alles natürlich in wilder Kriegsbemalung. Da kein ganzer zusammenhängender Auftritt gezeigt wird, geht leider ein großes Stück Authentizität verloren, denn so gut der Sound auch sein mag – er passt eben nicht immer zu dem, was man gerade sieht. Warum diese Art der Präsentation gewählt wurde, will nicht ganz einleuchten, denn die Show ist überall die gleiche. Schade, dass auf diese Weise keine richtige Live-Atmosphäre aufkommen kann… Als Extra bietet die DVD eine 30-minütige Dokumentation mit Backstage-Material, Ausschnitten von diversen Konzerten sowie Aufnahmen von Fans (und deren primären Geschlechtsmerkmalen). Das war’s dann aber auch schon zum Thema Bonusmaterialien – keine Diskografie, keine Fotogalerie und unverzeihlicherweise ist auch keines der ausnahmslos brillanten Musikvideos auf der DVD zu finden.
Ninas Filmwertung
Gelungene, aber etwas sparsame DVD, die dem Facettenreichtum des Künstlers leider nicht ganz gerecht wird.
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