Memento (2 DVDs)
USA 2000
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 109 Min.
Studio: Newmarket
Vertrieb: Columbia Tristar Home Entertainment | Helkon
Filmzine-Review vom 11.07.2002
Der ehemalige Versicherungsdetektiv Leonard Shelby (Guy Pearce) hat sein Kurzzeitgedächtnis verloren. Seine letzte Erinnerung ist das Gesicht seiner Frau nach ihrer Ermordung. Besessen von Rache macht er sich auf die Suche nach dem Täter…
Nach den unzähligen großen Enttäuschungen und Nichtigkeiten der diesjährigen Blockbuster (Tomb Raider, Pearl Harbor) findet das Filmjahr 2001 mit Memento immerhin noch einen würdigen Abschluss. Der brillante Thriller mit dem ungewöhnlichen Titel verfügt im Gegensatz zu den meisten aalglatten Hollywood-Megaprojekten über eine selten gewordene Komponente im Moviebiz: ein durch und durch originelles und intelligentes Drehbuch. Schon der Einstieg in den Film ist bemerkenswert. Ein Mann betrachtet ein gerade entwickeltes Polaroidfoto, dass eine Leiche zeigt. Im nächsten Augenblick wird das Foto zurück in die Kamera gezogen, eine Kugel geht zurück in den Lauf einer Pistole und das Mordopfer ist auf einmal quicklebendig. Dies ist erst der Auftakt zu der ungewöhnlichen Erzählstruktur dieses Thrillers. Der Film beginnt praktisch mit dem Ende und arbeitet sich Schritt für Schritt bis zum Anfang vor. Das klingt zunächst gewöhnungsbedürftig und erfordert beim Zuschauer stets die allerhöchste Konzentration. Kernpunkt des Films ist das unvorstellbare Handicap des Protagonisten: Da Leonard sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat, gibt es für ihn kaum Möglichkeiten die eigenen Gedanken festzuhalten. Entweder er macht Polaroids mit entsprechenden Bemerkungen oder aber tätowiert sein Wissen in knappen Sätzen wie „John G. raped and murdered my wife“ über seinen Körper. Mitunter nimmt das fehlende Kurzzeitgedächtnis höchst skurrile Formen an, z.B. wenn Leonard bei der Verbrecherjagd jemandem hinterher rennt und nur wenige Momente später den Grund dafür vergisst. Weitere Höhepunkte des faszinierenden Films sind eine Reihe von (in schwarz-weiß gefilmten) Flashbacks, die vor der Ermordung von Leonards Frau spielen. In diesen Rückblenden wird ein ergreifender Fall aus seiner Zeit als Versicherungsdetektiv geschildert, der im direkten Zusammenhang zum eigentlichen Geschehen steht. Auch schauspielerisch ist Memento eine Klasse für sich, neben Guy Pearce (der Vorzeige-Cop aus L.A. Confidential) in der Hauptrolle stehen mit Carrie-Anne Moss und dem unterschätzten Joe Pantoliano gleich zwei Matrix-Veteranen vor der Kamera. Regisseur Nolan hat derweil den Aufstieg in Hollywoods A-Liga geschafft, in seinem nächsten Film Insomnia haben Al Pacino und Robin Williams die Hauptrollen übernommen.
Im Gegensatz zu der mageren Verleih-DVD wurde die Kaufversion in Sachen Extras deutlich aufgewertet. Die erste Scheibe bietet den Film in insgesamt guter aber keinesfalls überragender Bild- und Audioqualität, sowie drei Kommentarspuren mit dem talentierten Regisseur, die sich allerdings nur in den jeweils letzten 20 Minuten durch unterschiedliche Interpretationsansätze unterscheiden. Auf der zweiten DVD findet man eine sehr gut gemachte Dokumentation („Anatomy of a Scene“), ein ausführliches Interview mit Christopher Nolan und diverse Text-und Photoinfos. Insgesamt ist die Anschaffung der Doppel-DVD durchaus empfehlenswert, allerdings gefällt die kürzlich erschienene amerikanische Special Edition mit verschachelten Menüs und einer grandiosen Verpackung (in Form der Krankheits-Akte des Protagonisten, inklusive Büroklammer und Post-It!) noch besser.
Marcs Filmwertung
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Carrie-Anne Moss, Guy Pearce, Joe Pantoliano, Stephen Tobolowsky
Musik: David Julyan
Produzent(en): Jennifer Todd, Suzanne Todd