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Monsieur Chocolat
Chocolat
Frankreich 2016
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 115 Min.
Studio: Gaumont
Vertrieb: universum | dcm
Filmzine-Review vom 28.11.2016
Frankreich, Beginn des 20. Jahrhunderts. Rafael Padilla (Omar Sy) ist als Sklave in einem Zirkus gelandet und erschreckt dort als Wilder aus dem Urwald das faszinierte Publikum, an der Seite von anderen „Absurditäten“ wie den obligatorischen „Liliputanern“ oder der „dicksten Frau der Welt“. Als der einstmals große Clown Footit (James Thierrée) ihm auf der Suche nach einem innovativen Programm eine gemeinsame Nummer vorschlägt, beginnt eine erstaunliche Karriere – die des ersten schwarzen Clowns im französischen Zirkus: Monsieur Chocolat.
Monsieur Chocolat ist ein Paradestück über Rassismus und die Angst vor dem Fremden. Besondere Intensität erhält das Drama dadurch, dass es auf einer wahren Geschichte basiert: Den Clown Chocolat gab es im Frankreich der Belle Époque wirklich und auch sein – Achtung Spoiler! – tragisches Ende war bittere Realität. Mit Omar Sy ist die Rolle des Monsieur Chocolat wohl perfekt besetzt, besonders stark beeindruckt aber auch die Leistung des Charlie-Chaplin-Enkels James Thierrée als sein Partner Footit.
So beeindruckend der Film ist, so beklemmend ist er auch. Der Erfolg des Fremden, der in den Augen der Gesellschaft nicht sein darf, ruft in erster Linie Neid, Hass und Gewalt auf den Plan. Dass Padilla alias Chocolat dem seinerseits nicht mit stoischer Gelassenheit begegnet, ist kaum verwunderlich, und so nimmt seine Erfolgsgeschichte trotz einiger glücklicher Begegnungen einen eher tragischen Verlauf. Genau hier liegt allerdings wohl auch das größte Problem des Films. Denn so beklemmend er auch ist: Echtes Mitfühlen mit den Charakteren und vor allem mit Chocolat will sich irgendwie nicht einstellen. Man kann seine durch erlebten Hass und Missgunst auf der einen, zu viel Geld und Erfolg auf der anderen Seite hervorgerufenen Verhaltensweisen zwar irgendwie verstehen, gutheißen kann man sie aber kaum. Und so lässt einen die persönliche Tragik des Charakters vergleichsweise kalt, während die gesellschaftliche Kälte einem das Herz schon viel eher zuschnüren kann.
Gute Laune macht Monsieur Chocolat trotz aller Clowns-Nummern deshalb kaum – es sei denn, indem er uns vor Augen führt, wie weit wir in den seitdem vergangenen 100 Jahren gekommen sind. Und wie wichtig es ist, dass wir dafür kämpfen, das Erreichte zu bewahren und weiterzuentwickeln und den derzeit allerorten wieder ansteigenden Fremdenhass in seine Grenzen zu verweisen. Das kann man gar nicht oft genug betonen, und deshalb ist Monsieur Chocolat, wenn auch kein großes Gefühlskino, so aber ein wichtiges Lehrstück in Sachen Toleranz und Akzeptanz.
Katjas Filmwertung
Wenn einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Eine beklemmende und leider wahre Geschichte über Rassismus und Angst vor dem Fremden, mit einem wunderbar harmonierenden Protagonistenpaar.
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Trailer
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