Platzspitzbaby

© EuroVideo Medien GmbH

Platzspitzbaby

Schweiz 2020

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 100 Min.

Vertrieb: EuroVideo Medien GmbH

Filmzine-Review vom 18.03.2022

Mitte der 80er bis in die frühen 90er dient der Platzspitz, ein Park im Zentrum von Zürich, als offener Drogenumschlageplatz, der von den Behörden toleriert wird. Zwischen 2000 und 3000 Abhängige versorgen sich hier täglich mit Stoff. Als der Park 1995 auf öffentlichen Druck geräumt wird, werden viele der obdachlosen Süchtigen auf Sozialwohnungen verteilt und ihrem Schicksal überlassen. Unter ihnen auch Mia (Luna Mwezi) mit ihrer Mutter Sandrine (Sarah Spale), die immer wieder am Entzug scheitert…

In ihrem Buch Platzspitzbaby verarbeitet Michelle Halbheer ihre Erinnerungen an die Kindheit mit einer drogenkranken Mutter. Daran angelehnt erzählt Regisseur Monnard die Geschichte der 12-jährigen Mia, die wegen ihrer Herkunft in der Schule gehänselt wird und in der Außenseiterclique von Lola eine Ersatzfamilie findet. Die festgefahrene Situation in der verkehrten Welt, in der die Tochter auf die Mutter aufpassen muss, wird jederzeit glaubwürdig geschildert und trifft einen mit voller Härte. Sarah Spales körperliche Transformation ist ebenso erstaunlich wie erschreckend – sie spielt den hilflosen Junkie mehr als überzeugend, eine Marionette ihrer Sucht. Auch die junge Luna Mwezi legt eine großartige Performance hin und vermittelt die innere Zerissenheit des Mädchens, das sich nichts sehnlicher wünscht als Normalität und geregelte Verhältnisse, und immer wieder von der Mutter enttäuscht, belogen, ausgenutzt, gefährdet oder gar geschlagen wird – und doch immer zu ihr hält. Das ist frustrierend mit anzusehen und schwer zu ertragen, aber jederzeit glaubwürdig. Den imaginären Freund, mit dem Mia immer „Sloop John B“ von den Beach Boys singt, hätte es aus erzähltechnischer Sicht gar nicht gebraucht.

Neben der schweizerischen Originalversion ist auch eine deutsche Synchronfassung mit an Bord. Wer das Thema filmisch vertiefen will, dem sei The Florida Project von Sean Baker ans Herz gelegt.

 

Blu-ray Extras:

    • Trailer zum Film
    • Wendecover

 

Ninas Filmwertung

Ungeschöntes Drama über die nahezu unerschütterliche Liebe einer Tochter zu ihrer drogensüchtigen Mutter.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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