
© Universal Pictures Germany GmbH
Promising Young Woman
USA 2020
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 114 Min.
Vertrieb: Universal Pictures Home Entertainment
Filmzine-Review vom 11.11.2021
Tagsüber arbeitet die ehemalige Medizinstudentin Cassie (Carrie Mulligan) in einem Coffeeshop. Nachts legt sie drei Schichten Makeup auf, schmeißt sich in die kürzesten Fummel und mimt in den Clubs der Stadt die Sturzbetrunkene. Meist dauert es nicht lange, bis sich ein Retter in der Not findet, der die arme Frau nach Hause bringen möchte – um dort kurz vor der Ziellinie festzustellen, dass das vermeintlich leichte Opfer in Wirklichkeit stocknüchtern ist und ihn zur Rede stellt. Als eines Tages ihr Ex-Kommilitone Ryan (Bo Burnham) im Coffeeshop auftaucht und um ein Date bittet, gerät Cassie in einen Gewissenskonflikt. Ob sie ihm wirklich vertrauen kann?
Mann ey, Frauen können aber auch echt nerven mit diesem ständigen #metoo-Kram. Wär ja alles gar nicht nötig, wenn nicht Männer seit Ewigkeiten dermaßen rumnerven würden. Welche Frau ist nicht schon mit Unbehagen an einer Baustelle vorbeigegangen? Hat auf dem nächtlichen Heimweg die nächsten 500 Meter Gehweg abgescannt, ob ihr jemand entgegenkommt? Und vielleicht die Straßenseite gewechselt, wenn es ein Mann war? Ist an der Tanzfläche dumm angelabert worden mit überflüssigen Kommentaren zur Freundlichkeit des Gesichtsausdrucks? Bekam in jungen Jahren von der Mutter Pfefferspray zugesteckt? Eben. Und genau das geht den Generationen von Frauen auf den Keks, die das jahrzehntelang mitgemacht haben, ohne dass darüber gesprochen wurde. So auch die Regisseurin und Drehbuchautorin Emerald Fennell, die in Promising Young Woman Situationen zeigt, die man bis zum Abwinken kennt. Carey Mulligan spielt eine Frau, die mit bonbonfarbenen Outfits oder Blümchenkleidern nach außen hin signalisiert: Alles super, mir geht’s bestens. In Wirklichkeit ist sie am Selbstmord ihrer besten Freundin zerbrochen, die an der Uni mehrfach vergewaltigt wurde, und von ihrem systematischen Rachefeldzug besessen. Die Strichliste in ihrem Notizheft der unehrenhaften Abschlepper ist seitenlang. Was die roten Striche inmitten der schwarzen zu bedeuten haben, bleibt der eigenen Fantasie überlassen – vermutlich markieren sie Situationen, die für Cassie nicht ganz glimpflich ausgingen. Sie hat es aber nicht nur auf die Männerwelt abgesehen. Auch die Frauen aus ihrem Uni-Umfeld sind Teil ihrer Mission; schließlich ist „Victim Blaming“ ein gesellschaftlich weit verbreitetes Phänomen. Nun ist Promising Young Woman aber kein banaler Rächerinnenfilm, sondern setzt dem ernsten Unterton einen bissig-bösen Humor entgegen und schafft dadurch eine clevere Balance. Immer wieder schwankt der Ton des Films von einem Extrem ins andere – bis zum überraschenden Finale, das reichlich Diskussionsstoff bietet, aber in jedem Fall mutig und konsequent ist. Für ihr Drehbuch gewann Emerald Fennell dieses Jahr den Oscar und konnte in vier weiteren großen Kategorien Nominierungen verbuchen.
Den Audiokommentar zum Film hat die Regisseurin während der Covid-Pandemie aus ihrem Londoner Homeoffice eingesprochen. Die übrigen Extras sind überschaubar.
Blu-ray Extras:
- Audiokommentar mit Autorin/Regisseurin Emerald Fennell
- Eine verheißungsvolle Vorstellung (4 min)
- Zweiseitige Verwandlung (3 min)
- Spagat (4 min)
Ninas Filmwertung
Die Antithese zur romantischen Komödie: zutiefst sarkastisches Rachedrama, das den ernsten Unterton immer wieder durch schwarzen Humor ausbalanciert.
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Leserwertung
Trailer
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Cast & Crew
Schauspieler: Adam Brody, Alfred Molina, Alison Brie, Bo Burnham, Carey Mulligan, Christopher Mintz-Plasse, Clancy Brown, Connie Britton, Laverne Cox, Max Greenfield, Molly Shannon, Sam Richardson
Musik: Anthony Willis
Produzent(en): Ben Browning, Ashley Fox, Emerald Fennell, Margot Robbie, Tom Ackerley