Radio Heimat
D 2016
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 85 Min.
Studio: ATrack Film | Westside Filmproduktion GmbH
Vertrieb: Concorde Home Entertainment
Filmzine-Review vom 16.06.2017
Wer entlang der A40, im Herzen des Ruhrgebiets, ranfährt, um nach dem Weg zu fragen, der bekommt schonmal unverblümt an den Kopf geworfen „Watt willze denn da? Hömma, ich war da ma. Da war scheiße! Da willz du gar nich hin! Ich sach dir getz ma, wo du hinwillz…“
In „Radio Heimat: Geschichten von Zuhause“, der Buchvorlage zum Film, erzählt Frank Goosen mit viel Liebe zum Detail von genau solchen Erlebnissen und Erinnerungen aus seiner Kindheit & Jugend. Mit gekonntem Taktgefühl für Wort und Witz erschafft er in zahlreichen Episoden eine urkomische, unverblümte und dennoch tief sentimentale Hommage an den Pott im Allgemeinen und Bierchen, Fußball, Büdchen, Schrebergärten und ihre Bewohner im Besonderen.
Ein Kunststück, das von seinen erzählerischen Feinheiten lebt, und das Regisseur Matthias Kutschmann nur bedingt auf die Leinwand transportiert bekommt. Gerade im ersten Drittel, als sich das ebenfalls von Kutschmann adaptierte Drehbuch noch nah an der Vorlage bewegt, mag Radio Heimat – Damals war auch scheiße! nicht so richtig in Fahrt kommen. Trotz der durch und durch authentischen Ruhrpott-Cast sowie einer Set-Ausstattung mit einnehmendem 80er-Flair fehlt es im Ringelreigen von Bildern, Sprüchen und Momenten immer wieder an Timing und Griffigkeit. Sympathisch, aber bei weitem nicht so unterhaltsam wie das Buch.
Interessanterweise wird der Film richtig gut, als er in der zweiten Hälfte unvermittelt das Häppchen-Buffet verlässt und die Kurve zu einem netten Achtziger-Teenie-Flick mit souverän agierenden Darstellern bekommt. Der allerdings, man ahnt es schon, viel zu kurz gerät und bedauerlicherweise mit dem Abspann winkt, als man es sich gerade gemütlich gemacht hat und der Kinoabend beginnen kann.
Klingt insgesamt nach einer Bauchlandung, die Radio Heimat aber keinenfalls ist. Die bildgewordene Liebeserklärung hätte nur um einiges Mitreißender ausfallen können und ist stattdessen stark auf die offenen Arme des Publikums angewiesen, um zu überzeugen.
Mikes Filmwertung
Um es mit Theo, dem Schrebergarten-Nachbarn, zu sagen: „Ach, geh mir doch weg mit Feinstaub! Wir, nä, wir hatten früher Staubkörner, die waren groß wie Ratten! Und wir sind auch groß geworden!“
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Leserwertung
Trailer
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Cast & Crew
Schauspieler: Anja Kruse, David Hugo Schmitz, Elke Heidenreich, Hauke Petersen, Heinz Hoenig, Jan Bülow, Martin Semmelrogge, Maximilian Mundt, Milena Tscharntke, Peter Lohmeyer, Ralf Richter, Sandra Borgmann, Stephan Kampwirth
Musik: Riad Abdel-Nabi
Produzent(en): Christian Becker, Markus Zimmer, Martin Richter