© Icestorm Revolution
Radio La Colifata
Spanien | Argentinien 2008
FSK: ohne Altersbegrenzung
Länge: ca. 94 Min.
Studio: Bausan Films | Filmanova Invest
Vertrieb: Icestorm Revolution
Filmzine-Review vom 31.05.2009
Buenos Aires, Argentinien. Im sonst recht trostlosen El Borda, einem Heim für psychisch Kranke, stellen die Patienten ein bis dato einmaliges Projekt auf die Beine: Radio La Colifata, ein Radioprogramm, das von den Heimbewohnern selbst gestaltet wird. Das Programm findet immer mehr Freunde und Hörer, bis es schließlich in beinahe 200 Radiostationen gespielt wird und diverse Nachahmer findet, nicht nur in Lateinamerika.
Die Dokumentation von Carlos Larrondo lässt die Initiatoren von Radio Colifata ebenso zu Wort kommen wie die psychisch Kranken selbst, die teilweise sehr offen über ihre Krankheit und über den Einfluss des Radioprojektes sprechen. Besonderes Flair bekommt die Doku durch die Einbindung von Manu Chao, der nicht nur die Hintergrundmusik lieferte, sondern auch über das ganz besondere Erlebnis seiner Mitarbeit bei Radio Colifata erzählt – am Ende des Films steht ein Konzertauftritt von Manu Chao gemeinsam mit den Colifatas. Welchen Einfluss das Projekt weltweit hat, wird deutlich, wenn die Kamera eine Gruppe von Patienten bei ihren Reisen zu einzelnen Colifata-Ablegern, beispielsweise in Barcelona und Paris, begleitet.
Radio Colifata ist in der Reihe Meisterwerke des lateinamerikanischen Films erschienen, die sich erfreulicherweise der Veröffentlichung der bis dato in Europa weitgehend unbekannten Perlen des süd- und mittelamerikanischen Kinos annimmt. Da es sich hierbei im Vergleich zu den großen internationalen Produktionen meist um eher kleine Projekte handelt, müssen die Titel weitgehend ohne Bonusmaterial auskommen (immerhin gibt es regelmäßig Texttafeln mit Infos zu den Regisseuren sowie eine kleine Trailershow) – da dies den Filmgenuß in keiner Weise schmälert, lässt sich das gerne verschmerzen. Im Original sind solche Filme ohnehin am besten, insofern ist auch das Fehlen einer deutschen Synchronfassung nicht weiter bedauernswert. Dennoch: Zumindest eine Szenenanwahl hätte man den Veröffentlichungen schon verpassen können.
Katjas Filmwertung
Radio aus der Nervenklinik. Nachdenklich stimmende Dokumentation über ein beindruckendes Projekt.
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