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Sorry We Missed You

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Sorry We Missed You

GB 2019

FSK: ab 12 Jahren

Länge: ca. 97 Min.

Vertrieb: EuroVideo Medien GmbH

Filmzine-Review vom 14.05.2020

Seit ihr Traum vom Eigenheim in der Finanzkrise 2008 zerplatzt ist, versuchen Rickey Turner (Kris Hitchen) und seine Frau Abby (Debbie Honeywood) wieder auf die Füße zu kommen, um doch irgendwann die Mietwohnung verlassen zu können. Während sich Abby Tag für Tag als mobile Krankenpflegerin für einen Hungerlohn an den Rand ihrer Kräfte schuftet, sieht Rickey seine große Chance als Franchise-Subunternehmer für einen Logistikkonzern. Doch die angebliche Selbstständigkeit bietet weder die erhofften Freiheiten, noch die erträumten Verdienstmöglichkeiten. Den Lieferwagen muss Rickey selbst kaufen, wenn er ihn nicht zu horrenden Tagespreisen von der Firma mieten will. Also muss die Familie das einzig Wertvolle verkaufen, das sie besitzt: Abbys Kleinwagen. Die zweifache Mutter muss nun ihre Patienten mit dem Bus abklappern, so dass ihr Arbeitstag gleich noch ein paar Stunden länger wird. Auch bei den beiden Kindern Seb und Liza liegen die Nerven blank…

Auch mit Mitte 80 ist auf Ken Loach noch Verlass. Ähnlich wie in seinem letzten Film, dem Goldene-Palme-Gewinner Ich, Daniel Blake, prangert er auch in Sorry We Missed You die Missstände der britischen Gesellschaft an (die den hiesigen im Übrigen nicht wirklich fern sind). Schwang bei Daniel Blake noch ein gewisser Sarkasmus mit, fällt das sozialkritische Drama über die ausbeuterischen Verhältnisse der neuen Gig Economy um einiges grimmiger aus. Man kann nur permanent den Kopf schütteln über die Zustände im Logistikzentrum und die halsabschneiderischen Konditionen, die den Fahrern auferlegt werden – von Versicherungen, Quoten, Zeitfenstern bis zu dem superteuren Scanner, der auf keinen Fall beschädigt werden darf. Nicht viel besser sieht es in Abbys Job aus, die für Krankheits- und Urlaubstage ebensowenig bezahlt wird wie für die Fahrzeiten zwischen den Patienten und die nur theoretisch einen geplanten Termin ablehnen kann, weil das in der Konsequenz bedeuten würde, dass die Menschen gar nicht versorgt werden und in ihren Exkrementen lieben bleiben würden. Als hätte es das Paar nicht schon schwer genug, fängt auch noch Teenager-Sohn Seb an zu rebellieren, schwänzt die Schule und hat seine Winterjacke gegen ein paar Spray-Dosen getauscht, eine neue können sich seine Eltern nicht leisten. Nichtsdestotrotz ist es am Ende die Familie, die zusammenhält, sich gegenseitig stärkt und unterstützt und fast der einzige Lichtblick im täglichen Überlebenskampf ist. Kitchen Sink at its best sozusagen und eine absolute Guckempfehlung!

 

DVD Extras:

    • Berlin Premiere – Kant Kino, Januar 2020 (2 min)
    • Making of (5 min)
    • Dt. Trailer zum Film

 

Ninas Filmwertung

Pessimistisch-grimmiges, aber unbedingt sehenswertes Kitchen-Sink-Drama von Meister-Sozialkritiker Ken Loach.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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Trailer (Original)

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