State of Mind
The United States of Leland
USA 2003
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 105 Min.
Studio: MDP Worldwide
Vertrieb: e-m-s
Filmzine-Review vom 19.05.2006
Leland Fitzgerald (Ryan Gosling) ersticht ohne ersichtlichen Grund den behinderten Nachbarsjungen Ryan Pollard, den Bruder seiner Ex-Freundin Becky (Jena Malone, Donnie Darko). In der Jugendstrafanstalt versucht der Lehrer und erfolglose Schriftsteller Pearl Madison (Don Cheadle), die Gedankengänge des introvertierten Jungen nachzuvollziehen, weil er mehr in ihm sieht als nur einen klassichen Fall von SFK (sick fucking kid) – nicht zuletzt aber auch, weil er Material für einen neues Buch wittert…
Bei Ryan Matthew Hoges Debüt State of Mind (im Original: The United States of Leland) dreht sich alles um die große Frage nach dem Warum. Doch gibt es immer einen Grund, geschehen Dinge nicht vielleicht manchmal einfach so? Der Meinung ist zumindest Leland, aber macht er es sich damit nicht ein bisschen zu einfach? Die Stärke des Films liegt eindeutig in den Gesprächen, die Madison mit dem nachdenklichen Schüler führt und in denen dieser nicht nur seine Sichtweise der Dinge darlegt, sondern auch nicht zögert, seinen Lehrer (der gerade seine Freundin betrügt) auf seine eigenen schlechten Seiten aufmerksam zu machen. Auf Madisons Rechtfertigung, er sei doch schließlich auch nur ein Mensch, entgegnet Leland, wie merkwürdig es sei, dass dieser Satz nur falle, wenn jemand einen Fehler begehe, nicht aber etwa, wenn man ein Kind aus einem brennenden Gebäude rette. Äußerungen wie diese machen State of Mind zu einem nachdenklichen, intelligenten und mutigen Film, der zu Unrecht an den Kinokassen untergegangen ist. Gewohnt herausragende Leistungen liefern natürlich Don Cheadle und auch Kevin Spacey als arroganter Stinkstiefel und Vater von Leland ab – lobenswert ist aber auch Ryan Goslings unprätentiöse Verkörperung des Delinquenten, dessen entrückt-verträumter Blick je nach Perspektive entweder eine aufgewühlte Seele oder totale Gleichgültigkeit bedeuten kann. Dass der Film letztendlich nicht ganz eindeutig Stellung zum Mord an dem autistischen Kind bezieht, mag für einige Anlass zur Kritik sein, kann aber ebensogut als mutiger Schachzug gewertet werden, denn die vage Erklärung Lelands, er habe die Traurigkeit des kranken Jungen nicht mehr ertragen, geht schon fast in Richtung Legitimierung des Verbrechens und gibt somit sicher den ein oder anderen Denkanstoß.
Man könnte meinen, als Jungregisseur würde man das Medium DVD gerade bei seiner Erstveröffentlichung nicht ungenutzt lassen und die Gelegenheit wahrnehmen, ein bisschen über sich und seine Arbeit zu erzählen – doch weit gefehlt, bis auf öde Filmografien muss man auf Extras jeglicher Art verzichten.
Ninas Filmwertung
Anatomie eines Verbrechens – vielversprechendes Nachwuchs-Drama mit Starbesetzung.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Chris Klein, Don Cheadle, Jena Malone, Kevin Spacey, Lena Olin, Ryan Gosling, Sherilyn Fenn
Musik: Jeremy Enigk
Produzent(en): Bernie Morris, Jonah Smith, Palmer West, Kevin Spacey