The Dixie Chicks: Shut Up & Sing
USA 2006
FSK: ab 6 Jahren
Länge: ca. 88 Min.
Studio: Cabin Creek Films
Vertrieb: Senator Home Entertainment
Filmzine-Review vom 16.02.2008
Auch wenn man es als Europäer vielleicht nicht vermutet hätte, die Dixie Chicks sind tatsächlich die erfolgreichste Frauenband aller Zeiten. Auf der Beliebtheitsskala in den USA belegten sie die vorderen Plätze, durften beim Super Bowl 2003 die Nationalhymne singen – bis Frontfrau Natalie Maines im gleichen Jahr bei einem Konzert in London die verhängnisvollen Worte spricht: „We’re ashamed that the President of the United States is from Texas“. Es ist eine Randbemerkung, die ihr offensichtlich gerade so durch den Kopf schießt, und die ihrer Ohnmacht und Fassungslosigkeit angesichts des begonnenen Irak-Kriegs Ausdruck verleiht. Doch der Satz verbreitet sich durch die Medien wie ein Lauffeuer und danach ist für die Dixie Chicks nichts mehr wie es war. Für ihre Doku Shut Up & Sing haben Barbara Kopple und Cecila Peck die 3 Frauen und ihre Entourage während der drei Jahre nach dem Vorfall begleitet.
Es ist anzunehmen, dass eine ähnliche Äußerung aus dem Mund jedes beliebigen anderen Künstlers kaum mit einem Schulterzucken quittiert worden wäre. Doch die Fangemeinde der Dixie Chicks ist überwiegend in den konservativen Südstaaten angesiedelt und die Country-Szene zeichnet sich nicht gerade durch Liberalität oder Toleranz aus. Ein bisschen überschwänglichen Patriotismus mit teilweisem Realitätsverlust ist man von den USA ja gewöhnt, doch die losgetretene Lawine der Verachtung und des Hasses, ist an Absurdität kaum zu überbieten. Meinungsfreiheit sei ja schön und gut, aber doch bitte nicht in der Öffentlichkeit, gibt ein älterer Herr zu bedenken. Öffentliche Mülltonnen für die aussortierten CDs der betrogenen Fans, Boykott der Singles durch nahezu alle Radiosender, Demonstrationen eifriger Republikaner vor den Konzerthallen und nicht zuletzt sogar Morddrohungen – die Liste nimmt kein Ende. Doch Shut Up & Sing hat auch eine andere, optimistische Seite, zeigt die Dixies mit ihren Kindern und Ehemännern, die auf jede Tour mitgeschleppt werden. Unermüdlich arbeiten sie an ihrer Karriere weiter, die für alle viel mehr ist als nur ein Job, und allmählich kommt die Erkenntnis, dass dies vielleicht das beste war, was ihnen passieren konnte. Ohne Rücksicht auf eine konservative Fanbasis nehmen zu müssen, können sie sich etwas vom Country-Genre lösen und völlig frei und unbefangen komponieren. Ihren Frust verarbeiten sie in Songs, doch sie stehen weiterhin zu ihrer Meinung und lassen sich nicht über den Mund fahren – bereit, alle Konsequenzen zu tragen.
Ninas Filmwertung
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