Titus
USA | Italien 1999
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 162 Min.
Studio: Fox Searchlight | Clear Blue Sky Productions
Vertrieb: e-m-s
Filmzine-Review vom 06.03.2003
Titus Andronicus (Anthony Hopkins) kehrt siegreich aus dem Land der Goten in seine Heimat Rom zurück. Hinter sich her schleift er die Leichen seiner gefallenen Söhne sowie die besiegte Gotenkönigin Tamora (Jessica Lange) mit ihrem männlichen Nachwuchs. Rom bereitet seinem Feldherren einen feierlichen Empfang. Die Freude hält allerdings nicht lange an: Titus lehnt die ihm angebotene Nachfolge des verstorbenen Imperators ab und unterstützt statt dessen den machtgierigen Saturninus (Alan Cumming). Dieser wiederum gerät jedoch schnell in die Fänge Tamoras, die nach dem durch Titus verschuldeten Tod ihres Sohnes um jeden Preis Rache nehmen will.
Diese Verstrickungen bilden die Grundlage für den ersten Kinofilm von Theater-Regisseurin Julie Taymor, die gleichzeitig auch die Drehbuch-Adaption des Stückes von William Shakespeare vornahm. Mit ungeahntem Aufwand und immenser Detailverliebtheit geht sie dabei zu Werke und dirigiert ihre Schauspieler mit großer Fingerfertigkeit durch das fantastische Bühnenbild von Dante Ferreti.
Die Verschmelzung der Kulisse des alten Roms mit modernen Elementen wie Autos, Schusswaffen, neuen Gebäuden und fast futuristisch anmutenden Kostümen verleiht dem Film dabei eine Zeitlosigkeit, die gleichzeitig die universelle Gültigkeit der Stücke Shakespeares unterstreicht und deutlich macht, dass das alte Rom hier lediglich Schauplatz für ganz elementare Probleme der Menschheit ist. Ebenso leicht gelingt Taymor die Gratwanderung, ein Bühnenstück als Film zu inszenieren, ohne dabei das Theater zu verleugnen oder den Film zu bühnenhaft zu gestalten. Dazu kommen ergreifende (Anthony Hopkins) ebenso wie unglaublich zügellose (Jonathan Rhys-Meyers, Alan Cumming) Darstellungen und eine konsequente Kompromisslosigkeit, was die Darstellung von Gewalt und Grausamkeit anbelangt – Titus ist mit Sicherheit nichts für schwache Nerven. Besonders wenn Titus gegen Ende zum finalen Dinner lädt, dabei selber als Koch fungiert und die Vergewaltiger seiner Tochter in Pastetenform zum Essen serviert, wird einmal mehr deutlich, wie explizit Shakespeare sein konnte.
Die grausame und kalte Welt, die das alte Rom in seiner ganzen Dekadenz und Willkür verkörpert, wird von der Lichtgestaltung des Filmbildes unterstützt. Auch auf der DVD findet sich ein guter Transfer, der zwar nicht perfekt ist, aber dennoch überzeugt. Wer Extras oder eine reichhaltige Ausstattung erwartet, wird dagegen enttäuscht. Im Booklet finden sich zwar Informationen zu den Darstellern und zu William Shakespeare, aber die DVD selber bietet nicht einmal Untertitel. Der Ton ist kraftvoll und effektbetont abgemischt, auch wenn die Dialogstimmen gelegentlich etwas leise scheinen. Wer die englische Sprache wirklich gut beherrscht, kann sich immerhin mit der Original-Tonspur trösten. Doch gerade hier stellt die fehlende Untertitelung ein echtes Manko dar, denn die Verse des Meisters bringen den Zuschauer recht schnell an die Grenzen seiner sprachlichen Fähigkeiten.
Arnos Filmwertung
Wagemutige und rücksichtslose Shakespeare-Umsetzung. Filmisch grandios, DVD-technisch enttäuschend.
- Basil, der große Mäusedetektiv (Special Collection) - 14. Mai 2003
- David Gilmour – In Concert - 7. Mai 2003
- Insomnia – Schlaflos - 1. April 2003
- Die amerikanische Nacht - 12. März 2003
Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Alan Cumming, Anthony Hopkins, Jessica Lange, Jonathan Rhys-Meyers
Musik: Elliot Goldenthal
Produzent(en): Conchita Airoldi, Jody Patton, Julie Taymor