Trust

© Koch Media

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Trust

USA 2010

FSK: ab 16 Jahren

Länge: ca. 101 Min.

Studio: Millennium Films

Vertrieb: Koch Media

Filmzine-Review vom 08.12.2011

Seit über zwei Monaten chattet die 14-jährige Annie jede freie Minute mit dem 16-jährigen Charlie aus Kalifornien. Als ihre Eltern übers Wochenende wegfahren, wollen sich die beiden treffen – bei der Begegnung wird klar: Charlie geht in Wirklichkeit auf die 40 zu. Annie ist nicht in der Lage, sich dem Mann zu entziehen, der sie schließlich in einem Hotelzimmer missbraucht. Als ihre beste Freundin die Schulleitung informiert und ihre Eltern von dem Vorfall erfahren, reagieren diese sehr unterschiedlich: während für Lynn (Catherine Keener) ihre Tochter im Vordergrund steht, ist Will (Clive Owen) wie besessen von dem Ehrgeiz, den Pädophilen selbst zur Strecke zu bringen…

Ex-Friends-Star David Schwimmer hat sich – hier in der Rolle des Regisseurs – der stets aktuellen Thematik der Internet-Stalker und Chatroom-Pädophilen angenommen. Dabei herausgekommen ist das höchst differenzierte Coming-of-Age-Drama Trust, das sich auf die Dynamik zwischen den Familienmitglieden konzentriert und Einblick in das Seelenleben, die Träume und Ängste eines pubertierenden Mädchens gibt. Liana Liberato kann sich mit ihrer Rolle offenbar pefekt identifizieren, denn in ihrem Gesicht lässt sich alles ablesen, was nicht ausgesprochen wird, besonders während ihrer Begegnung mit Charlie. Obwohl sie ganz offensichtlich weiß, dass sie gerade den größten Fehler ihres Lebens begeht, dass sie sich umdrehen und weggehen sollte, lässt sie sich einlullen und beschenken, obgleich ihr die Unangemessenheit des Geschenks sofort bewusst ist – doch sie sehnt sich nach Anerkennung und Verständnis, einem Freund, sie will erwachsen sein und ernst genommen werden. All das sieht sie in Charlie und verteidigt daher sein Verhalten zunächst auch vor ihren Eltern und dem FBI. Statt ein eindimensionales Opfer zu zeichnen, zeigt Schwimmer alle Facetten der verletzten Teenager-Seele – Vertrauensseligkeit, Naivität, Unschuld, Unsicherheit, Enttäuschung und – für ein Mädchen in ihrem Alter besonders schlimm: die Angst vor dem Gespött und der Tuschelei an der Schule. Wie zerrissen seine Tochter innerlich ist, bekommt Vater Will nur am Rande mit, denn er steigert sich so sehr in die Suche nach dem Täter hinein, dass für ihn jegliche Grenzen verschwimmen und er nicht merkt, dass seine Tochter ihn im Moment viel dringender braucht.

In Deutschland schien man an die Stärke von Trust nicht so recht zu glauben und verpasste ihm ein kühles Action-Film-Cover – eine riskante Strategie, denn so wird das falsche Publikum angelockt und zwangsläufig enttäuscht, und gleichzeitig das Zielpublikum abgeschreckt, und damit ist nun wirklich niemandem geholfen. David Schwimmer erzählt im Making of von seiner Arbeit bei der Rape Foundation und dass er die Idee zum Film schon ein paar Jahre mit sich herumträgt. Einige Interviews und Outtakes sind ebenfalls mit an Bord.

 

Ninas Filmwertung

Intelligentes und differenziertes Drama zum Thema Online-Missbrauch.

Nina

Nina

Synchronisationsverweigerin. Steht auf Klassiker und hat eine Schwäche für Hitchcock, James Stewart und Cary Grant. Bevorzugt Independent-Kino und visuell aus dem Rahmen fallende Filme à la Tim Burton oder Wes Anderson.

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Cast & Crew

Diese DVD/Blu-ray wurde uns vom Vertrieb Koch Media kostenlos zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt. Unsere Bewertung ist davon jedoch nicht beeinflusst und gibt die unabhängige, persönliche Meinung des jeweiligen Rezensenten wieder.
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