Wer wenn nicht wir
D 2011
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 126 Min.
Studio: ARD Degeto Film | SWR | WDR | Zero One Film | deutschfilm GmbH
Vertrieb: Universum Film
Filmzine-Review vom 15.12.2011
Deutschland in den frühen 60er Jahren. An der Uni trifft die Pfarrerstochter Gudrun Ensslin (Lena Lauzemis) auf Bernward Vesper (August Diehl), Sohn des NS-Schriftstellers Will Vesper. Die beiden verbindet der Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung, nach Revolution. Sie gründen gemeinsam einen Verlag, ziehen zusammen und beginnen eine ebenso intensive wie explosive Beziehung. Dass der revolutionär denkende Bernward die völkischen Schriften seines Vaters neu auflegen will, führt dabei ebenso häufig zu elementaren Krisen wie seine wiederholten Seitensprünge… Dennoch: auf alle Krisen folgt die Verlobung und schließlich sogar ein Kind. Doch dann lernt Gudrun den charismatischen Andreas Baader kennen und lässt sich von seinem Tatendrang und seiner Entschlossenheit in den Bann ziehen – mit fatalen Folgen…
Mit ruhiger Hand und viel Einfühlungsvermögen inszeniert Regisseur Andres Veiel in Wer wenn nicht wir die Vorgeschichte der RAF. Unterstützt von Originalaufnahmen wird die Atmosphäre eines gespaltenen 60er Jahre-Deutschland detailgetreu wiedererweckt. Die Zerrissenheit der Charaktere zwischen ihrem bürgerlichen Hintergrund auf der einen und ihren revolutionären Ansprüchen auf der anderen Seite wird dabei durch ein sensibles Skript und vor allem durch bravouröse Schauspielleistungen bemerkenswert intensiv auf die Leinwand gebracht. Vor allem August Diehl liefert mit seiner Darstellung des Bernward Vesper wohl die beste Leistung seiner Karriere ab.
Was Wer wenn nicht wir besonders wertvoll macht, ist seine objektive, weder überhöhende, noch verurteilende Darstellung von Charakteren und politischen Inhalten. Die Protagonisten sind einfach nur Menschen mit Schwächen, Stärken, Idealen und Fehlern. Ein bewegendes, durch und durch menschliches Porträt einer Generation, die Geschichte geschrieben hat… Wer nicht ein bisschen zeitgeschichtliches Vorwissen mitbringt, wird sich allerdings hier und da etwas verloren fühlen, denn politische Zusammenhänge und Persönlichkeiten werden kaum eingeführt, sondern eher als gemeinsames Wissen vorausgesetzt.
Katjas Filmwertung
Wenn aus Träumern Terroristen werden. Sensibel inszenierte Charakter- und Gesellschaftsstudie aus der Vorgeschichte der RAF.
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Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Alexander Fehling, August Diehl, Lena Lauzemis
Musik: Annette Focks
Produzent(en): Andrea Hanke, Carl Bergengruen, Jörn Klamroth, Stefanie Groß, Thomas Kufus