Whore’s Glory
Österreich | D 2011
FSK: ab 16 Jahren
Länge: ca. 116 Min.
Studio: Lotus Film
Vertrieb: EuroVideo
Filmzine-Review vom 17.04.2012
Über das älteste Gewerbe der Welt ist schon immer viel geredet, geschrieben und gefilmt worden. Whores‘ Glory gewährt Einblick in den Prostitutionsalltag in drei verschiedenen Ländern: Angefangen in Thailand, wo die Mädchen durchnummeriert hinter Glasscheiben in so genannten Fish Tanks sitzen und per Mikrofondurchsage herausgeordert werden, wenn sich ein Kunde entschieden hat, geht es weiter in das Hurenviertel von Faridpur in Bangladesch. In den düsteren, engen Gassen arbeiten Frauen, die entweder hierhin verkauft oder direkt in das Elend hineingeboren wurden. In der „Zone“ in einer mexikanischen Grenzstadt schließlich kurven die Freier durch die Straßen und schwärmen von der Tabulosigkeit der Frauen…
Michael Glawogger und sein Team überlassen in ihrer Dokumentation den Frauen und auch den Freiern das Wort. Es gibt außer der Einblendung des jeweiligen Ortes keine Einführung, keine Hintergrundinformationen, keinen Kommentar. Genutzt wird nur das vorhandene Licht, dadurch sind die überwiegend nachts gedrehten Einstellungen recht dunkel, gleichzeitig wird durch die fehlende künstliche Ausleuchtung aber auch eine Nähe zu den Personen geschaffen. Der gemeinsame Nenner der Frauen ist das Leben in Armut, das ihnen in ihren jeweiligen Ländern keine andere Wahl lässt, als den eigenen Körper zu verkaufen. Auch spielt die Religion eine große Rolle, ob Buddhismus, Islam oder die Anbetung des Heiligen Todes ‚Santa Muerte‘. Wie sie ihre Tätigkeit und sich selbst nach außen präsentieren, ist jedoch recht unterschiedlich: in Thailand wird höflich gelächelt, man ist verschüchtert, diskret. In Bangladesch herrscht einerseits ein harter Konkurrenzkampf, gleichzeitig gibt es religionsbedingt klare Tabus, was Freizügigkeit und sexuelle Praktiken angeht. In Mexiko geht es um einiges derber zur Sache und hier entgleitet den Filmemachern angesichts der Hemmungslosigkeit der zumeist cracksüchtigen Frauen auch mitunter die sonst stets gewahrte respektvolle Distanz, die den Mitwirkenden ihre Würde lässt. Beim Zuschauer ruft dieser Einblick in die fremden Welten eine Vielzahl von Gefühlen hervor: Ernüchterung, wenn eine bangladeschische Mutter ihrer kleinen Tochter eine Zukunft als Hure prophezeit. Verwunderung, wenn die Thai-Mädels nach Dienstschluss durch die Bars ziehen, um sich dort wiederum Jungs zu kaufen. Entrüstung, wenn die Puffmutter Haare, Haut, Brust und Beine eines neuen Mädchens begutachtet, es nach Familienangehörigen und Straßenerfahrung ausfragt und das Gespräch mit der Frage „Und wie heißt du?“ endet. Abscheu, wenn ein mexikanischer Freier die Frauen, die er immerhin regelmäßig besucht, ständig als Scheiß-Schlampen bezeichnet. Schockiertheit, wenn ein minderjährig wirkendes Mädchen von den 14 Kunden berichtet, die sie an dem Tag schon hatte. Betroffenheit, wenn eine junge Bangladescherin erzählt, hinter ihrem Lächeln würde sie Traurigkeit und Schmerz verstecken.
Der Film wurde erfreulicherweise nicht synchronisiert und ist daher vollständig deutsch untertitelt.
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