Wir waren Helden (2 DVDs)
We Were Soldiers
USA 2002
FSK: ab 18 Jahren
Länge: ca. 133 Min.
Studio: Icon Productions
Vertrieb: Concorde Home Entertainment
Filmzine-Review vom 16.03.2003
Im Jahr 1965 treffen die amerikanischen Streitkräfte unter Führung des brillianten Strategen Lieutenant Colonel Harold G. Moore (Mel Gibson) im La Drang-Tal erstmals auf die nordvietnamesische Armee. Moore und seine Männer kämpfen gegen einen zahlenmäßig klar überlegenen und hochmotivierten Gegner…
Der arg nach militärischem Pathos klingelnde Titel Wir waren Helden (im Original: We were Soldiers) verheißt zunächst nichts Gutes, doch das jüngste Werk des Braveheart-erprobten Duos Mel Gibson und Randall Wallace verfällt glücklicherweise nicht in plakativen amerikanischen Hurra-Patriotismus. Relativ nüchtern und faktentreu erzählt der Film von der ersten blutigen Konfrontation zwischen der US Army und dem Vietcong. Das 3 Tage andauernde Gefecht ist zudem dunkler Vorbote für den langjährigen Vietnam-Krieg: eine bestens ausgerüstete amerikanische Armee scheitert aus grenzenloser Selbstüberschätzung an einem eigentlich in allen Belangen hoffnungslos unterlegenen Gegner. Die Inszenierung der Schlacht hat filmtechnisch betrachtet zwar nicht ganz die Wucht von Spielbergs Der Soldat James Ryan, was aber nicht heißen soll, dass Kameramann Dean Semmler für die schonungslose Grausamkeit und den vielfachen Tod auf beiden Seiten keine entsprechenden Bilder findet. Doch es sind keinesfalls nur Kampfszenen, die im Gedächtnis hängen bleiben: Moore’s nächtlicher Aufbruch nach Vietnam und der damit verbundene Abschied von seiner Ehefrau kommt fast ganz ohne Dialog aus und ist denkwürdig inszeniert. Andere Szenen hingegen sind weniger gelungen: Wenn der vorbildliche Lieutenant Colonel seiner kleinen Tochter den Krieg erklärt und kurz vor dem Ausrücken mit einem seiner Vorzeige-Soldaten in einer Kirche gemeinsam betet, ist die Grenze zum melodramatischen Kitsch fast überschritten. Darstellerisch kann man Wir waren Helden nichts vorwerfen: Mel Gibson ist für die Rolle des noblen Offiziers die perfekte Besetzung, an seiner Seite schlagen sich u.a. Greg Kinnear und Sam Elliot recht wacker. Selbst Madeleine Stowe, die als Ehefrau Todestelegramme für die Soldatenwitwen verteilt, macht aus ihrem Part das Beste.
Concorde Home Entertainment veröffentlicht das Vietnam-Drama in zwei verschiedenen Fassungen: Zum einen in der extrem stark geschnittenen FSK 16 dt. Kinoversion ohne Extras und zum anderen als original US Kinofassung. Letztere ist mit umfangreichem Bonusmaterial ausgestattet und bietet u.a. einen Audiokommentar mit Regisseur Randall Wallace, eine Reihe von Deleted Scenes, ein Making Of und ein längeres Interview mit Mel Gibson. Wie bei vielen anderen Kriegsfilmen geht es in Sachen Sound bei Wir waren Helden ordentlich zur Sache: Detonationen, Einschläge und Hubschraubergeräusche eilen bassgewaltig von Box zu Box und hinterlassen einen intensiven Klangteppich. Das anamorphe Widescreen-Bild ist trotz gelegentlichen Rauschens sehr homogen, die gedämpfte Farbgebung ist von den Machern des Films aus stilistischen Gründen durchaus gewollt.
Marcs Filmwertung
Aufwühlender und überaus realistischer Vietnam-Kriegsfilm ohne nervenden Hurra-Patriotismus.
- Horizon - 11. Dezember 2024
- Wir Kinder vom Bahnhof Zoo - 7. Dezember 2024
- Lost Highway - 5. Dezember 2024
- Der dritte Mann - 1. Dezember 2024
Leserwertung
Cast & Crew
Schauspieler: Barry Pepper, Chris Klein, Greg Kinnear, Madeleine Stowe, Mel Gibson, Sam Elliott
Musik: Nick Glennie-Smith
Produzent(en): Bruce Davey, Stephen McEveety, Randall Wallace