
© Polyband
Wölfe
Wolf Hall
GB 2015
FSK: ab 12 Jahren
Länge: ca. 360 Min.
Studio: BBC
Vertrieb: Polyband
Filmzine-Review vom 29.02.2016
England im Jahr 1529: König Heinrich VIII (Damian Lewis) ist nach 20 Jahren Ehe mit Katharina von Aragon (Joanne Whalley) immer noch ohne männlichen Thronfolger und will nun seine Mätresse Anne Boleyn (Claire Foy) heiraten. Eine Ehenichtigkeitserklärung lehnt das Oberhaupt der katholischen Kirche aber strikt ab, selbst der Erzbischof von Canterbury Thomas Wolsey (Jonathan Pryce) kann beim Papst nichts erreichen. Nun schlägt die Stunde von Thomas Cromwell (Mark Rylance): Der Anwalt aus einfachem Haus steigt zur rechten Hand des Königs auf und setzt trotz größter Widerstände im Parlament ein Gesetz durch, das Heinrich zum Oberhaupt der englischen Kirche macht…
Die Tudorzeit mit dem Schwerpunkt Heinrich VIII und Anne Boleyn wurde mehrfach für TV und Kino aufgearbeitet, zuletzt mit der erfolgreichen Serie Die Tudors und Die Schwester des Königs mit Natalie Portman als Anne Boleyn. Die sechsteilige BBC-Produktion Wölfe, die auf der gleichnamigen, mit dem Booker Prize ausgezeichneten Romanreihe der britischen Autorin Hilary Mantel basiert, ist nun die wohl ultimative Annäherung an dieses nach wie vor beliebte historische Thema.
Im Gegensatz zu bisherigen Interpretationen spielt König Heinrich VIII hier nicht die erste Geige, diesen Part übernimmt Thomas Cromwell, der ausnahmsweise nicht als reiner Bösewicht dargestellt wird, sondern als hochkomplexe, ambivalente Figur. Mit dem noch relativ unbekannten Mark Rylance, der just den Oscar als bester Nebendarsteller für Bridge of Spies gewonnen hat, verfügt Wölfe über den perfekten Cromwell-Darsteller. Rylance meistert den schwierigen Part als Politiker, Intellektueller und Machtmensch, der sich mit der katholischen Kirche anlegt, mit einer beeindruckenden Performance zwischen Abscheu und Sympathie. Ebenfalls stark: Claire Foy als ehrgeizige Thronanwärterin Anne Boleyn sowie Homeland-Star Damian Lewis in der Rolle des selbstsüchtigen Monarchen. Für ungeduldige Gemüter, die wie bei der eher seichten und soapigen Tudor-Serie mit Schauwerten und möglichst dramatischen Schafott-Szenen unterhalten werden möchten, dürfte Wölfe eine Herausforderung sein.
Regisseur Peter Kosminsky setzt auf eine ruhige, fast schon betont langsame Erzählweise mit oft gekonnt ausgeleuchteten Bildern, die wie zeitgenössische Gemälde wirken und ein wenig an Kubricks Barry Lyndon erinnern. Vollkommen zurecht gewann die Produktion 2016 den Golden Globe in der Kategorie „Beste Miniserie“.
Wölfe lief bei uns auch auf ARTE, doch die prachtvollen Bilder kommen auf dem Blu-ray-Set in Full HD-Auflösung noch besser zur Geltung. Für die geistreichen Dialoge sind die 2.0-Tonspuren vollkommen ausreichend. Bei den Extras (Entfernte Szenen, Interviews, Making of) kommt es hier und da zu Überschneidungen, was aber nicht weiter schlimm ist.
Episoden
1. Der Kartentrick
2. Der Kardinal
3. Anna Regina
4. Teufelsspucke
5. Krähen
6. Gespenster
Marcs Filmwertung
Höchst unterhaltsame und gleichzeitig extrem anspruchsvolle Geschichtsstunde mit einem fantastischen Mark Rylance als Thomas Cromwell.
Leserwertung
Trailer
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Cast & Crew
Schauspieler: Bernard Hill, Claire Foy, Damian Lewis, Jessica Raine, Joanne Whalley, Jonathan Pryce, Mark Rylance, Richard Dillane, Thomas Brodie-Sangster
Musik: Debbie Wiseman
Produzent(en): Mark Pybus