Wolf Maahn – Direkt ins Blut: [un]plugged
D 1993
FSK: ohne Altersbegrenzung
Länge: ca. 118 Min.
Vertrieb: EMI
Filmzine-Review vom 22.05.2003
Wolf Maahn’s Biographie wirft mit illustren Namen nur so um sich: durch einen Konzertbesuch der Beatles zum Musik machen inspiriert, spielt Maahn Jahre später bereits im Vorprogramm von Bob Marley & Roxy Music und bestreitet sein erstes Live-Konzert mit Joseph Beuys als Gastsänger. Mitte der Achtziger gelingt ihm mit dem Album „Irgendwo in Deutschland“ der große Durchbruch als Solo-Barde, etliche weitere Alben und zahlreiche Hit-Singles folgen.
Nah, live, ungeschminkt und mit „Ekstase-Garantie“, so will sie sein, die 1993 entstandene Live-Session Direkt ins Blut, die seinerzeit bereits als CD-Album erschienen war. Die gleichnamige, kürzlich veröffentlichte [un]-plugged-DVD zeigt eben dieses 80 qm-Konzert vor siebzig handverlesenen Zuschauern & -Hörern in Dierks Studio 3 jetzt auch in Bild und mit digitalem Surround-Sound. In knapp eineinhalb Stunden präsentieren Rock-Romantiker Maahn und seine Musiker eine 16 Songs umfassende, bunte Mischung aus den großen Erfolgen und persönlichen Album-Highlights. Dass die Jungs auf der Bühne ihr Handwerk dabei auch ohne elektronische Hilfs- und Effektgeräte verstehen, bleibt ohne Zweifel.
Dennoch scheint der Weg Direkt ins Blut eingefleischten Fans vorbehalten zu sein. Dies ist weniger dem insgesamt überdurchschnittlichen Live-Sound anzulasten, obwohl gerade die Gesangsspur vereinzelt durch eine unangenehme Hall-Lastigkeit und schwankende Lautstärken-Abmischung auffällt. Vielmehr wirkt der Auftritt zu steif, stringent und – trotz räumlicher Nähe – zu distanziert, um das propagierte Rock’n’Soul’n’Blues-Feeling glaubhaft vermitteln zu können. Maahns regelmäßige Versuche, dem Abend mittels intensiver Gestik oder auffällig emotionalem Gesang die gewünschte Aura einzuhauchen, wirken fast schon aufgesetzt und bleiben ohne spürbaren Erfolg. Interessante Impulse hingegen liefert Ashley Reed, ein extra für die Aufnahme engagierter Folk-Violinist, dessen dynamisches Fiedelspiel sich durchaus als harmonische Bereicherung des Sets erweist.
Technisch wandelt die DVD, bis auf die bereits genannten Kritikpunkte bei der Gesangsspur, auf hohem Niveau. Das schlichte Vollformat-Bild überzeugt weniger durch Kontrast oder Schärfe als durch seine natürliche Gesamterscheinung. Im Bonusbereich findet sich als Main-Feature ein ausführliches Interview, in dem Wolf Maahn freizügig über die Entstehungsgeschichte verschiedener Songs plaudert. Zwei Videoclips, eine musikalisch unterlegte Bildergalerie (Buenos Dias) sowie ergänzende Texttafeln zu Bio- und Discographie vervollständigen das Angebot. Erwähnenswert sind darüber hinaus die während des Konzerts einblendbaren Lyrics und eine durch animierte Sequenzen bereicherte Song-Direktanwahl.
Mikes Filmwertung
Technisch gelungenes Handmade-Konzert – allerdings ohne „Ekstase-Garantie“.
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